So viel Wald ist in Ihrer
Gemeinde zerstört

Wie der Klimaretter zum Klimapatienten wurde

So viel Wald ist in Ihrer Gemeinde zerstört

Wie der Klimaretter zum Klimapatienten wurde

Wälder sind entscheidend für den Klimaschutz. In Deutschland leiden sie inzwischen aber selbst unter dem Klimawandel: Knapp ein Fünftel der deutschen Waldfläche ist zwischen 2012 und 2022 zu Schaden gekommen, vor allem durch Dürre und Borkenkäfer. Die Folge: Der Wald in Deutschland hat in den vergangenen Jahren sogar mehr Treibhausgase ausgestoßen als aufgenommen, mit dramatischen Folgen für Deutschlands Klimaziel.

Wo der Schaden am größten ist:

Beim Spaziergang durch den Wald oder bei der Vorbeifahrt auf der Autobahn sieht man stets nur einen kleinen Ausschnitt der deutschen Wälder. Dabei machen sie ein Drittel der Landesfläche aus.

Aus dem All überblickt man hingegen den ganzen Wald. Satellitendaten geben deshalb Aufschluss darüber, wie groß das Ausmaß der Waldschäden ist. Dabei lohnt zunächst ein Blick in den Harz: Dort ist der Schaden besonders massiv.

Beim Spaziergang durch den Wald oder bei der Vorbeifahrt auf der Autobahn sieht man stets nur einen kleinen Ausschnitt der deutschen Wälder. Dabei machen sie ein Drittel der Landesfläche aus.

Aus dem All überblickt man hingegen den ganzen Wald. Satellitendaten geben deshalb Aufschluss darüber, wie groß das Ausmaß der Waldschäden ist. Dabei lohnt zunächst ein Blick in den Harz: Dort ist der Schaden besonders massiv.

Das Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei, kurz Thünen-Institut, hat Satellitenbilder ausgewertet. Sie zeigen das Ausmaß der Zerstörung der vergangenen Jahre.

Zwischen 2018 und 2024 wurde die Hälfte der Bäume auf der Waldfläche vernichtet. Das sei typisch für die gesamte Harzregion, sagen die Forschenden.

Schreibtisch mit Krankenakten, Übersicht der 7-Tage-Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen
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Neben dem Harz gab es besonders starke Schäden auch im Sauerland und Siegerland, im Thüringer Wald und im Elb-Sandsteingebirge.

Ein Team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt hat sich mit Satellitendaten ein umfassendes Bild für ganz Deutschland gemacht. Die folgende Tabelle zeigt, wie groß der Baumverlust in Wäldern deutscher Gemeinden zwischen den Sommern 2017 und 2024 ist. Schauen Sie selbst, wie die Lage bei Ihnen vor Ort ist:

Die folgende Karte verdeutlicht, in welchen Regionen in Deutschland besonders massive Schäden aufgetreten sind: Der Harz zum Beispiel lässt sich gut erkennen.

Am heftigsten sind die Schäden bei der Fichte. In NRW ist seit 2012 jede zweite Fichte verloren gegangen. In Sachsen-Anhalt sind es sogar zwei von drei. Im Harz sind nahezu alle Fichten abgestorben.

Gründe für die massiven Schäden in den Wäldern sind vor allem die Hitze und Trockenheit zwischen 2018 und 2021. Der Klimawandel setze dem Wald zunehmend zu, was sich in Zukunft noch verstärken werde, sagt Henrik Hartmann, Leiter des staatlichen Instituts für Waldschutz:

Das, was wir mit der Fichte erlebt haben, ist erst der Anfang von einem Umbruch, der auch in anderen Waldtypen um sich greifen wird. Wir haben Probleme in der Buche schon seit einigen Jahren, in der Eiche haben wir auch Probleme. Das waren Baumarten, die wir vor zehn, 15 Jahren als Hoffnungsträger hatten.
Prof. Dr. Henrik Hartmann, Leiter des Instituts für Waldschutz des Julius-Kühn-Instituts

Hier zeigt sich, in welchen Jahren besonders starke Waldschäden auftraten.

Deutschlands Klimaziele sind in Gefahr

Für Deutschlands Ziel, klimaneutral zu werden, sind die Schäden eine Bedrohung. Bäume nehmen beim Wachsen eigentlich das klimaschädliche CO2 auf, speichern den Kohlenstoff in ihrem Stamm, Ästen und Wurzeln und setzen den Sauerstoff frei. Bei toten Bäumen gelangt stattdessen das CO2 in die Atmosphäre, etwa wenn die Bäume natürlich zersetzt oder verbrannt werden.

Berechnungen des Thünen-Instituts mit Daten aus den vergangenen zehn Jahren zeigen: Der Wald ist durch die Dürre vom Klimaschützer zum Klimapatienten geworden.

Wir sind bisher davon ausgegangen, dass der Wald mehr CO2 aufnimmt, als er abgibt. Das hat sich durch die Dürre massiv gewandelt. Wälder haben mehr CO2 abgegeben, als sie aufnehmen.
Dr. Roland Fuß, Leiter der Arbeitsgruppe Emissionsinventare am Thünen-Institut

Die Folge:

Der gesamte Sektor Landnutzung, zu dem der Wald gehört, stößt mehr Treibhausgase aus, als er aufnimmt. Das Klimaschutzgesetz fordert aber das Gegenteil. Es verlangt, dass der Sektor als CO2-Senke funktioniert, also mehr Treibhausgase aufnimmt, als er abgibt.

Diese CO2-Senke soll langfristig eine immer größere Rolle spielen: Im Jahr 2030 soll der Sektor 25 Millionen Tonnen CO2 mehr aufnehmen als abgeben, 2045 sogar 40 Millionen Tonnen.

Behörden und Wissenschaftler gehen wegen der neuen Daten davon aus, dass diese gesetzlichen Vorgaben deutlich gerissen werden. Aktuelle Berechnungen des Umweltbundesamts zeigen, dass der Sektor Landnutzung 2030 und auch 2045 noch mehr Treibhausgase ausstoßen wird, als er aufnimmt.

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Neben dem Harz gab es besonders starke Schäden auch im Sauerland und Siegerland, im Thüringer Wald und im Elb-Sandsteingebirge.

Ein Team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt hat sich mit Satellitendaten ein umfassendes Bild für ganz Deutschland gemacht. Die folgende Tabelle zeigt, wie groß der Baumverlust in Wäldern deutscher Gemeinden zwischen den Sommern 2017 und 2024 ist. Schauen Sie selbst, wie die Lage bei Ihnen vor Ort ist:

Die folgende Karte verdeutlicht, in welchen Regionen in Deutschland besonders massive Schäden aufgetreten sind: Der Harz zum Beispiel lässt sich gut erkennen.

Am heftigsten sind die Schäden bei der Fichte. In NRW ist seit 2012 jede zweite Fichte verloren gegangen. In Sachsen-Anhalt sind es sogar zwei von drei. Im Harz sind nahezu alle Fichten abgestorben.

Gründe für die massiven Schäden in den Wäldern sind vor allem die Hitze und Trockenheit zwischen 2018 und 2021. Der Klimawandel setze dem Wald zunehmend zu, was sich in Zukunft noch verstärken werde, sagt Henrik Hartmann, Leiter des staatlichen Instituts für Waldschutz:

Das, was wir mit der Fichte erlebt haben, ist erst der Anfang von einem Umbruch, der auch in anderen Waldtypen um sich greifen wird. Wir haben Probleme in der Buche schon seit einigen Jahren, in der Eiche haben wir auch Probleme. Das waren Baumarten, die wir vor zehn, 15 Jahren als Hoffnungsträger hatten.
Prof. Dr. Henrik Hartmann, Leiter des Instituts für Waldschutz des Julius-Kühn-Instituts

Hier zeigt sich, in welchen Jahren besonders starke Waldschäden auftraten.

Deutschlands Klimaziele sind in Gefahr

Für Deutschlands Ziel, klimaneutral zu werden, sind die Schäden eine Bedrohung. Bäume nehmen beim Wachsen eigentlich das klimaschädliche CO2 auf, speichern den Kohlenstoff in ihrem Stamm, Ästen und Wurzeln und setzen den Sauerstoff frei. Bei toten Bäumen gelangt stattdessen das CO2 in die Atmosphäre, etwa wenn die Bäume natürlich zersetzt oder verbrannt werden.

Berechnungen des Thünen-Instituts mit Daten aus den vergangenen zehn Jahren zeigen: Der Wald ist durch die Dürre vom Klimaschützer zum Klimapatienten geworden.

Wir sind bisher davon ausgegangen, dass der Wald mehr CO2 aufnimmt, als er abgibt. Das hat sich durch die Dürre massiv gewandelt. Wälder haben mehr CO2 abgegeben, als sie aufnehmen.
Dr. Roland Fuß, Leiter der Arbeitsgruppe Emissionsinventare am Thünen-Institut

Die Folge:

Der gesamte Sektor Landnutzung, zu dem der Wald gehört, stößt mehr Treibhausgase aus, als er aufnimmt. Das Klimaschutzgesetz fordert aber das Gegenteil. Es verlangt, dass der Sektor als CO2-Senke funktioniert, also mehr Treibhausgase aufnimmt, als er abgibt.

Diese CO2-Senke soll langfristig eine immer größere Rolle spielen: Im Jahr 2030 soll der Sektor 25 Millionen Tonnen CO2 mehr aufnehmen als abgeben, 2045 sogar 40 Millionen Tonnen.

Behörden und Wissenschaftler gehen wegen der neuen Daten davon aus, dass diese gesetzlichen Vorgaben deutlich gerissen werden. Aktuelle Berechnungen des Umweltbundesamts zeigen, dass der Sektor Landnutzung 2030 und auch 2045 noch mehr Treibhausgase ausstoßen wird, als er aufnimmt.

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Dass die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes laut Fachleuten jetzt kaum noch einzuhalten sind, hat einen recht simplen Grund:

Wir können nicht einfach Bäume pflanzen und sagen, die werden sofort genug CO2 binden, um das Ziel zu erreichen. Frisch gepflanzte Bäume nehmen relativ wenig CO2 auf und müssen erst mal so ungefähr ein Alter von 20 Jahren erreicht haben, bevor sie große Mengen CO2 aufnehmen.
Dr. Roland Fuß, Thünen-Institut

Daher, so seine Erwartung, werde der Sektor Landnutzung auch 2045 nicht mehr CO2 aufnehmen als abgeben, obwohl das Klimaschutzgesetz genau das fordert.  

Das Problem:

Senken wie der Wald sind nötig, damit Deutschland klimaneutral wird. Manche Emissionen lassen sich nicht komplett vermeiden, etwa in der Landwirtschaft oder der Zementindustrie. Der Sektor Landnutzung soll diese unvermeidbaren Emissionen ausgleichen, in dem er mehr CO2 aufnimmt als abgibt, so der Plan.

Weil genau dieser Plan aber wegen den neuen Zahlen nicht aufzugehen droht, bringt der Wald das ganze Ziel der Klimaneutralität ins Wanken.

 Was tun?

Wolfgang Lucht vom Sachverständigenrat für Umweltfragen hat eine klare Erwartungshaltung:

Man kann nur hoffen, dass die neue Regierung den Ernst dieser Themen erkennt und mit großer strategischer Entschlossenheit sich überlegt, wie die Maßnahmen aussehen können, die hier nicht irgendwann, sondern sehr schnell Fortschritte erzielen.
Prof. Wolfgang Lucht, Sachverständigenrat für Umweltfragen

Dabei wird es auch auf die Moore ankommen. Die sind derzeit in Deutschland fast alle trockengelegt. Dadurch wird das darin gespeicherte organische Material zersetzt und CO2 entweicht in die Atmosphäre.

So verursachen die Moore so viele Treibhausgase wie ein Drittel des gesamten Verkehrssektors. Im Bereich der Landnutzung sind sie der größte Posten an Emissionen.

Werden die Moore wieder vernässt, wird das Freisetzen von CO2 gestoppt. Diesen großen Hebel könnte man nutzen, doch bislang geht es hier nur in kleinen Schritten voran. Wieder nass statt trocken sind derzeit lediglich vier Prozent der deutschen Moorfläche. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Greifswald haben berechnet, dass wir pro Jahr 50-mal so viel Fläche wieder vernässen müssten als bisher, um 2045 klimaneutral zu sein. Das würde bedeuten: Jedes Jahr so viel wie in den gesamten letzten 40 Jahren zusammen. Die Aufgabe ist also enorm.

Für die Wälder empfiehlt die Wissenschaft folgende Maßnahmen:

  • Geschädigte Waldflächen sofort aufforsten.
  • Neue Waldflächen anlegen, etwa auch Hecken in der Landwirtschaft oder sogenannte Agroforste, praktisch eine Mischung aus Wald und Acker.
  • Vermehrte Nutzung von Holz in langlebigen Holzprodukten wie z. B. Möbeln oder zum Bauen, so dass der im Holz gebundene Kohlenstoff langfristig gespeichert bleibt.

Über das Thema berichtet ZDF frontal am Dienstag, 6. Mai, um 21 Uhr im ZDF.

Quellen:
Thünen-Institut, Fernerkundungsbasiertes Nationales Erfassungssystem Waldschäden 2.0, Vierte Bundeswaldinventur, Umweltbundesamt, Treibhausgas-Projektionen, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Universität Greifswald, Klimaschutzgesetz, Global Forest Watch

Fotos:
iStock/A-Ko-N; iStock/geogif

Autoren:
Nathan Niedermeier, Moritz Zajonz

Redaktion:
Kathrin Wolff


Im Auftrag des ZDF:

Design:
Jens Albrecht