Therapie von Long Covid

Wie Betroffene gegen die Corona-Langzeitfolgen kämpfen

Krankenakten und ärztliche Unterlagen auf einem Schreibtisch
Betroffener berichtet im Oktober 2021 von Long-Covid-Symptomen
Betroffener berichtet im Februar 2022 von Long-Covid-Symptomen
Betroffene berichtet im Oktober 2021 von Long-Covid-Symptomen
Betroffene berichtet im Februar 2022 von Long-Covid-Symptomen

Im Oktober 2021 berichteten uns Betroffene, wie ihre Long-Covid-Erkrankung ihr Leben verändert hat.
Wie geht es ihnen heute? Hat sich ihr Gesundheitszustand verbessert?

Menschlicher Körper, betroffene Organe sind hervorgehoben, Tortendiagramm mit Kennzeichnung 10 bis 15%
Menschlicher Körper, betroffene Organe sind hervorgehoben, Tortendiagramm mit Kennzeichnung 10 bis 15%
Krankenakten auf einem Stapel
Krankenakten auf einem Stapel
Krankenakten auf einem Stapel
Krankenakten auf einem Stapel

Nach einer überstandenen Corona-Infektion klagen bisherigen Schätzungen zufolge etwa 10 bis 15 Prozent der Betroffenen über langanhaltende Symptome, die als Long Covid bezeichnet werden. Expert*innen gingen zuletzt von mindestens 400.000 Betroffenen in Deutschland aus.

Wegen der Omikron-Variante stieg die Zahl der Corona-Infektionen zuletzt auf immer neue Rekordwerte: Noch nie haben sich so viele Menschen mit dem Coronavirus angesteckt.

Da die Omikron-Variante im Pandemie-Verlauf aber erst eine kurze Zeit bekannt ist, gibt es noch keine festen Erhebungen, die die tatsächlichen Auswirkungen auf Long Covid beziffern könnten.

Porträt von Dr. Christian Gogoll
In den nächsten Monaten muss eine vernünftige, verlässliche Zahl beziffert werden, wie viele Patienten überhaupt betroffen sind. Das ist von daher wichtig, weil die Zahl groß ist: Das ist natürlich für Langzeiterkrankte und Wiederkehrer in den Arbeitsbereich ein sozialmedizinisches Problem und dazu gibt es noch gar keine Daten.
Dr. Christian Gogoll, Lungenfacharzt, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

Derzeit haben über 9 Millionen Menschen in Deutschland eine Corona-Infektion überstanden*.
*RKI-Situationsbericht, Stand: 18.02.2022

Ist somit davon auszugehen, dass es mehr Long-Covid-Patient*innen geben wird, weil sich mehr Menschen angesteckt haben?

Porträt Dr. Christian Gogoll
Wenn man das so hochrechnen würde, müsste man davon ausgehen, dass gut eine Million Patienten in die Gruppe des Long-Covid-Syndroms fallen. Das wären ungefähr dreimal so viele Patienten wie Typ-1-Diabetiker, die es in Deutschland gibt.“
Dr. Christian Gogoll, Lungenfacharzt, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
Schreibtisch mit Krankenakten, Übersicht der 7-Tage-Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen
Schreibtisch mit Krankenakten, Übersicht der 7-Tage-Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen

Momentan infizieren sich vor allem Kinder und Jugendliche*. Wie hoch ist die Gefahr, dass die Jüngsten an Corona-Langzeitfolgen erkranken?

* RKI, Stand: 18. Februar 2022

Porträt von Dr. Christian Gogoll
Wir wissen aus Daten aus den skandinavischen Ländern, aus Israel, den USA und England, wo dies konkreter erhoben wurde, dass natürlich auch Kinder an Long Covid erkranken. Die Häufigkeit ist aber niedriger als bei den Erwachsenen, es wird ungefähr bei einem Prozent erwartet.
Dr. Christian Gogoll, Lungenfacharzt, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
Ein Kalenderblatt, vier Wochen sind markiert
Zwei Kalenderblätter, vier bis sechs Wochen sind hervorgehoben
Sechs Kalenderblätter, zwölf Wochen sind markiert
Zeitstrahl, bei dem die drei Phasen einer Corona-Erkrankung eingezeichnet sind; Long Covid fasst die subakute Covid-19-Krankheitsphase sowie das Post-Covid-Syndrom zusammen

Wann ist von Long Covid die Rede?

Eine Corona-Erkrankung kann in drei Phasen unterteilt werden: 

1. Akute Covid-19-Erkrankung

  • Anzeichen und Symptome einer Infektion mit leichtem Verlauf für bis zu vier Wochen
  • Bei schweren Verläufen kann die akute Krankheitsphase doppelt so lange anhalten.

2. Subakute Covid-19-Krankheitsphase

  • Anzeichen und Symptome einer Infektion, die auch vier bis sechs Wochen nach Beginn der Corona-Erkrankung andauern

3. Post-Covid-Syndrom

  • Beschwerden treten innerhalb von drei Monaten nach einer Corona-Infektion auf.
  • Anzeichen halten mindestens zwei Monate an.
  • Symptome sind mit keiner anderen Diagnose erklärbar.

Unter dem Begriff „Long Covid“ werden die subakute Krankheitsphase sowie das Post-Covid-Syndrom zusammengefasst.

Schreibtisch mit Krankenakten
Symptome von Long Covid am menschlichen Körper verortet

Wie äußert sich Long Covid?

Die Weltgesundheits-Organisation hat im Oktober 2021 in einem Fallbeispiel erstmals die häufigsten Corona-Langzeitfolgen zusammengefasst.

Impfpass, Spritze und Medikamente liegen auf einem Schreibtisch
Impfpass, Spritze und Medikamente liegen auf einem Schreibtisch
Impfpass und Spritze liegen auf einem Schreibtisch, Post-It mit Notiz: Risiko minus 47%
Menschlicher Körper, potenziell von Long Covid betroffene Organe sind hervorgehoben
Mensch bekommt Infusion
Schematische Darstellung einer Blutwäsche
Darstellung weiterer Therapieansätze (Sauerstofftherapie, Stimm-, Atem- und Riechtraining, körperliches Training)
Menschlicher Körper, potenziell von Long Covid betroffene Organe sind hervorgehoben
Menschlicher Körper, potenziell von Long Covid betroffene Organe sind hervorgehoben

Was schützt vor Long Covid?

Long Covid tritt besonders häufig bei Patient*innen auf, bei denen die Corona-Infektion einen schweren Verlauf genommen hat. 

Eine Impfung bietet hiergegen einen besonderen Schutz, sodass auch die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Langzeitfolgen reduziert ist.

Porträt von Dr. Jördis Frommhold
Im Moment ist ja auch schnell die Diskussion da: Wenn sich jetzt doch jeder mit Omikron infiziert oder wenn die Impfdurchbrüche häufig sind, dann brauche ich vielleicht gar keine Impfung mehr. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Wir brauchen die Impfung gerade, um Spätfolgen verhindern zu können.
Dr. Jördis Frommhold, Präsidentin Ärzte- und Ärztinnenverband Long Covid

In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass zweifach Geimpfte im Falle einer Durchbruchinfektion ein deutlich geringeres Risiko für Langzeitfolgen haben. 

Aktuell untersuchen Forschende, welchen Effekt eine Booster-Impfung im Hinblick auf Long Covid hat.

Welche Therapien gibt es?

Das Krankheitsbild ist sehr komplex und kann sich in unterschiedlichen Organen äußern, deshalb sind viele medizinische Fachbereiche gefragt.

Bisher gibt es keine ganzheitliche Therapie gegen Long Covid, einzelne Beschwerden können aber mit verschiedenen Maßnahmen gelindert werden.

Medikamentöse Behandlung

Forscher*innen der Universität Nürnberg-Erlangen erzielten mit einem Medikament, das bisher bei Herzerkrankungen eingesetzt wurde, erste Heilungserfolge.

Nach einer Infusion mit „BC 007“ verbesserte sich die Chronic-Fatigue-Symptomatik. Außerdem wurden die Konzentrationsprobleme weniger und der Geschmackssinn kehrte zurück. Weitere klinische Tests zu diesem Ansatz dauern noch an.

Blutwäsche

Die H.E.L.P.-Apherese wurde bisher vor allem bei Arteriosklerose (Verkalkung der Arterien) eingesetzt. Das Blut wird hierbei gefiltert und von Fetten befreit. Weil das Covid-Virus chronische Gefäßentzündungen hervorruft, kann eine solche „Reinigung“ die Zirkulation in den Lungengefäßen wieder antreiben.

Vorteile dieser Methode:

  • in Deutschland lange erprobt (u.a. zur Behandlung von Schlaganfällen und Herzinfarkten)
  • untere Mediziner*innen etabliert
  • einfache Umsetzung
Porträt von Dr. Jördis Frommhold
Wir haben noch keine Maßgaben, wie die Inhalte der Rehabilitation auszusehen haben. Und da ist es wichtig, ganz klare Handlungs-Empfehlungen zu geben. […] Wir sind es in unserer heutigen Leistungsgesellschaft praktisch gewöhnt, uns ständig zu überfordern und gar nicht mehr darauf ausgerichtet, die ureigensten Bedürfnisse wahrzunehmen. Hier ist ein ganz entscheidender Ansatz der Patientenschulung.
Dr. Jördis Frommhold, Präsidentin Ärzte- und Ärztinnenverband Long Covid

Und welche Erfahrungen haben Christopher Peters und Ivonne Bähr gemacht?

Zitat eines Betroffenen zu Therapieerfolgen
Zitat einer Betroffenen zu Therapieerfolgen
Stapel von Krankenakten und ärztlichen Unterlagen
Stapel von Krankenakten und ärztlichen Unterlagen

Die Versorgung der großen Zahl an Long-Covid-Patient*innen kann eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem werden.

Erster Anlaufpunkt für Betroffene sollten die Praxen der Hausärzt*innen sein, wo die weitere Therapie koordiniert werden kann.

Porträt von Dr. Jördis Frommhold
Wir haben ein exzellentes Gesundheitssystem. Das Problem ist, dass die Akteure nicht miteinander sprechen. Deshalb ist es extrem wichtig, Netzwerke zu fördern, spezialisierte Zentren zusammenzubringen und damit die Versorgung letztendlich zu stabilisieren und zu verbessern. Da kann die Pandemie durchaus eine Chance sein [...] Jetzt wird es uns eben offenbar, dass sich hier etwas tun muss, und es tut sich auch was. Und das ist sehr, sehr positiv.
Dr. Jördis Frommhold, Präsidentin Ärzte- und Ärztinnenverband Long Covid