Mehr Klicks, mehr Geld 

Wer von Musikstreaming-Abos profitiert

Man stelle sich vor:
Marie und Frank zahlen beide zehn Euro für ihr Musikstreaming-Abo. Marie hört viel Deutschrap, Frank Klassik.

Doch Franks Lieblingspianist bekommt viel weniger von den Abogebühren der beiden als die Rapperin, die Marie hört. Sie bekommt sogar auch einen Teil von Franks Geld. Wie kann das sein?

Der Grund:
Das aktuelle Bezahlsystem der Streamingdienste wie Spotify. Bezahlt wird nach dem Anteil der Abrufe an allen Klicks. Das nennt sich das „Pro-Rata-Modell“.

Durchschnittlich gibt es pro Klick bei Spotify etwa 0,3 Cent. Das variiert, je nachdem, wie viel in einem Monat insgesamt gehört wurde – und wie viele Abogelder dafür in den Topf geflossen sind.

Zurück zu unserem Beispiel:
Marie hört den ganzen Tag Deutsch-Rap – kurze Songs, rauf und runter.

Frank hingegen hört gern Klassik. Da er nur selten Musik hört und jedes Stück sehr lang ist, generiert er nur wenige Klicks.

Wer profitiert von Maries und Franks Abogebühren?
Die 20 Euro wandern zunächst in einen Topf.

Ein Drittel davon behält der Streaminganbieter, zum Beispiel Spotify, für sich.

Ein anderer Teil aus dem Geldtopf wird an Verwertungsgesellschaften wie die deutsche GEMA übergeben. Sie übernehmen das Einsammeln der Vergütung.

Die Labels erhalten dann das restliche Geld. Sie übernehmen die Produktion von CDs und Platten. Doch gerade diese Kosten fallen immer seltener an. Darüber hinaus kümmern sie sich um Vermarktung, Werbung und Auftritte. Sie behalten den Großteil des Geldes.

Wie viel am Ende bei den Künstler*innen landet, hängt von den Verträgen ab.

Je nachdem geben die Labels 10 bis 20 Prozent der Einnahmen an ihre Künstler*innen weiter.

Je öfter ein Song gehört wird, umso größer ist der Betrag, der insgesamt für einen Song ausbezahlt wird. Dabei geht es immer um den Anteil eines Songs an den Abrufen aller Songs in einem Land.

In unserem Beispiel, in dem nur Marie und Frank ihre beiden Lieblingskünstler*innen streamen, könnte das so aussehen:

Der Anteil ist bei Franks Lieblingspianist deutlich geringer als bei Maries Rapperin. Wenn die beiden noch weitere Musiker*innen hören, werden die Anteile der beiden entsprechend kleiner.

Viele der acht Millionen Künstler*innen auf Spotify können sich am Ende des Monats kaum eine Tafel Schokolade vom Streaming kaufen. Die meisten Künstler*innen verdienen weniger als 1000 Dollar im ganzen Jahr.

Nur mit Hits, die millionen- oder milliardenfach geklickt werden, kann man also reich werden.

Welche Alternativen gibt es zu dem Modell?

Mit dem System Musikstreaming hat sich die Doku von ZDFzoom befasst – denn unter Künstler*innen regt sich Protest gegen das System Musikstreaming.

Quellen:
Spotify, Music Managers Forum, CMU, Fair Share, Bundesverband der Musikindustrie, Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e.V.

Autor*innen:
Lucas Eiler, Luisa Ellen Sako

Redaktion:
Jennifer Werner

Im Auftrag des ZDF:

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Jens Albrecht, Josephine Gudakow