Polizeigewalt in den USA
Kein Einzelfall



Der 29 Jahre alte Familienvater Jacob Blake wird durch sieben Schüsse der Polizei in seinen Rücken schwer verletzt. Auf einem Video ist zu sehen, wie Blake zu seinem Auto geht, gefolgt von zwei Polizisten mit gezogenen Waffen. Eine der Waffen ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür öffnet und sich ins Auto beugt, fallen die Schüsse.

Es kommt zu gewaltsamen Protesten. Wisconsin ruft den Notstand aus.

Die Mutter des schwer verletzten Jacob Blake ruft zum Ende von Rassismus in den USA auf.
Ich wende mich an alle, egal ob weiß, schwarz, japanisch, rot, braun. Niemand ist dem anderen überlegen.



George Floyd (46) stirbt bei einem gewaltsamen Polizeieinsatz. Einer von vier beteiligten Polizeibeamten kniet 8 Minuten und 46 Sekunden lang auf seinem Hals.

George Floyd wurde verdächtigt, mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.
Als Reaktion gehen in Minneapolis tausende Menschen auf die Straße und fordern Gerechtigkeit für den Tod Floyds. Es kommt zu Ausschreitungen und Plünderungen.

Die Polizei geht mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor.

Warum muss dieses System so korrupt und kaputt sein? [...] Keine Hassverbrechen mehr, bitte.


Proteste im ganzen Land
Die Proteste breiten sich in den USA aus. Sie richten sich gegen Polizeigewalt und Rassismus gegenüber Schwarzen.
Die allermeisten Proteste bleiben friedlich, doch es kommt auch immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.


Polizeigewalt gegen Schwarze hat in den USA eine lange Geschichte.

Drei Beispiele aus der Vergangenheit:


Schüsse mit der Schreckschusspistole, zahlreiche Tritte, und mehr als 50 Stockschläge von Polizeibeamten:
Ein Amateur-Video geht um die Welt. Zu sehen: Vier Polizisten, die einen Afroamerikaner nach einer Verfolgungsjagd zusammenschlagen.

Rodney King (25) heißt das Opfer, er trägt schwere Verletzungen davon.

Die Polizisten hatten ihn wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung im Straßenverkehr gestoppt. Die Beamten werden im April 1992 zunächst freigesprochen.
Die Folge: Unruhen, Plünderungen und Brandstiftungen in Los Angeles. Mehr als 50 Menschen werden dabei getötet, mehr als 2.000 verletzt.

Der Notstand wird ausgerufen. Durch das Eingreifen der Armee werden die Proteste schließlich beendet.

Zwei der Polizisten werden im Revisionsverfahren zu 30 Monaten Haft verurteilt, Rodney King bekommt eine millionenschwere Entschädigung.


Michael Brown (18) wird von einem weißen Polizisten auf offener Straße erschossen.

Der Vorwurf der Polizei: Brown sei auf der Straße gelaufen und habe den Verkehr blockiert.
Ein Zeuge sagt hingegen, Brown sei die Straße entlanggelaufen, habe die Arme hochgehoben und „Nicht schießen!“ gerufen.
Es folgen schwere Unruhen.

Später tritt der Polizeichef von Ferguson, Tom Jackson, zurück.
Der Polizist wird nicht angeklagt. Das Justizministerium befindet, er habe in Notwehr gehandelt.


Breonna Taylor (26) wird in ihrer eigenen Wohnung erschossen.
Acht Kugeln treffen die 26-jährige medizinisch-technische Assistentin, nachdem Drogenfahnder ihre Wohnungstür eingeschlagen hatten.

Doch es werden keine Drogen in ihrer Wohnung gefunden.
An ihrem Geburtstag gedenken ihr zahlreiche User auf Social-Media-Plattformen:

Polizeigewalt gegen Schwarze ist Alltag in den USA.

Im vergangenen Jahr wurden in den USA laut Washington Post insgesamt 1.099 Menschen durch Polizisten getötet.
24 Prozent der Getöteten waren demnach Schwarze, obwohl sie nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Amerikaner mit schwarzer Hautfarbe sterben fast drei Mal so häufig bei Polizeieinsätzen wie Weiße.
Menschen aller Hautfarben protestieren nun weltweit gegen Diskriminierung und Gewalt gegenüber People of Color.


Quellen:
AFP, AP; dpa, dapd
Fotos:
AP, ddp images, epa, GettyImages.com/Jason Connolly, Reuters
Autoren:
Alica Jung, Lucas Eiler
Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski
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