Die Pille

Ihr Nutzen für Frauen und ihre Nebenwirkungen  

Die Entwicklung der Pille hat unsere Gesellschaft maßgeblich geprägt:

Sie hat es Frauen erstmals ermöglicht, ihre Fruchtbarkeit selbst zu steuern und durch hormonelle Einnahme ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.

Ein Baby im Mutterleib.

Die erste Pille wird 1957 in den USA unter dem Namen „Enovid“ eingeführt – zunächst aber nur als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden. 1960 dann offiziell als Verhütungsmittel.

Pillenpackung unbeschriftet

In der Bundesrepublik Deutschland kommt sie ein Jahr später unter dem Namen „Anovlar“ auf den Markt. Hier wird die Empfängnisverhütung aber nur als Nebenwirkung aufgeführt. Zugänglich ist sie zunächst auch nur für verheiratete Frauen mit mehreren Kindern.

Foto der ersten Antibabypille namens Anovlar.

Die Pille polarisiert die Gesellschaft:

Feministinnen feiern sie als entscheidenden Schritt für die sexuelle Selbstbestimmung der Frau.

Icon: Hand hält Protestschild mit Frauen-Symbol drauf.

Heftige Proteste gibt es dagegen von der Kirche und auch Ärzten.

Durch den politischen Aufbruch der 60er Jahre setzt sich die Pille schließlich als Verhütungsmittel durch.

Der Nutzen

Pillenpackung

Weltweit ist die Pille heute die am vierthäufigsten verwendete Verhütungsmethode: Auf Platz 1 steht die weibliche Sterilisation, auf Platz 2 Kondome, auf Platz 3 die Spirale.
Weltweit verwendete Verhütungsmethoden: Weibliche Sterilisation 24 Prozent, Vasektomie 2 Prozent, Spirale 17 Prozent, Implantat 2 Prozent, Spritze 8 Prozent, Pille 18 Prozent, Kondom 21 Prozent, Kalendermethode 3 Prozent, Coitus Interruptus 3 Prozent. Andere Methoden 4 Prozent.

In Deutschland liegt die Pille auf Platz 1:

Icons zu: Pille, Kondom (Mann), Spirale, weibliche Sterilisation

Die Deutschen entscheiden sich maßgeblich für die Pille, weil sie die Methode für sicher und zuverlässig halten und sie einfach, praktisch und bequem anzuwenden ist.

Verhütungsmittel im Vergleich nach Kosten, Wirkungsdauer und Sicherheit ( nach Pearl-Index:das ist das Beurteilungsmaß für die Sicherheit von Verhutungsmitteln; je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer die Verhütungsmethode)). Pille: 13-23 Euro, ein Monat, 0,1-0,9 PI / Hormonspirale: 250-400 Euro ( inkl. Beratungsgespräch, Untersuchung und Einlegung der Spirale), 3-5 Jahre, 0,16 PI / Kupferspirale: 120-300 Euro ( inkl. Beratungsgespräch, Untersuchung und Einlegung der Spirale), 3-10 Jahre, 0,3-0,8 PI / Kondom (Mann): 0,20-1,20 Euro (je nach Packungsgröße), Einmal pro Anwendung, 2-12 PI / Vasektomie: 400-500 Euro, dauerhaft, 0,1 PI / Kalendermethode: Kostenlos (zzgl. Kosten für Thermometer (4 Euro, Digitalthermometer: 20 Euro), Literatur zum Lernen (ca. 40 Euro), notwendige Beratungskosten)), dauerhaft, 9 PI

Die Nebenwirkungen

Junge Frau blickt skeptisch auf ihre Pillenpackung.

Auf die Pille wird wegen ihrer hohen Sicherheit am meisten zurückgegriffen und das obwohl sie spürbare Nebenwirkungen hat wie zum Beispiel Übelkeit und Stimmungsschwankungen.

Einstellungen zu hormoneller Verhütung: "Verhütung mit der Pille oder Hormonen in anderer Form hat negative Auswirkungen auf Körper und Seele.": Gesamt: 48 Prozent stimmen zu, 28 Prozent sagen teils/teils, 22 Prozent stimmen nicht zu. Bei Frauen: 55 Prozent stimmen zu, 26 Prozent sagen teils/teils. 18 Prozent stimmen nicht zu. Bei Frauen mit Pille: 38 Prozent stimmen zu, 40 Prozent sagen teils/teils, 19 Prozent stimmen nicht zu.

Doch auch andere positive Nebeneffekte der Pille, wie eine bessere Haut oder weniger Menstruationsbeschwerden, sind manchmal der Grund für die Einnahme.

Man kann auch andere Sachen machen, aber man muss ehrlicherweise sagen, die Antibabypille hilft super.
Dr. Katrin Schaudig, Gynäkologin und Leitung Hormone Hamburg

Trotz positiver Wirkungen leiden aber einige Frauen an Nebenwirkungen wie beispielsweise:

Erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien, Zwischenblutungen, Brustspannen, Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Depressive Verstimmungen, Abnahme sexueller Lust

Auch auf das Risiko an Krebs zu erkranken, nimmt die Pille Einfluss – wenn auch nur sehr geringfügig.

Die Verhütung mit Kombi-Präparaten mindert das Risiko einiger Krebsarten, aber erhöht das Risiko anderer.

Darstellung bestimmter Körperteile einer Frau, auf deren Krebsrisiko die Pille positiven oder negativen Einfluss nimmt. Positiv markiert: Gebärmutter und Eierstöcke. Negativ markiert: Brustdrüsen und Gebärmutterhals.

Der Schutz fällt hier laut Deutschem Krebsforschungszentrum allerdings höher aus als das Risiko.

Besondere Beachtung erhalten allerdings potenzielle Thrombosen – die Bildung von Blutgerinnseln.

Darstellung einer Vene, in der sich ein Blutgerinnsel ansammelt.

Sie treten sehr selten auf, können aber schwerwiegende bis tödliche Folgen haben.

Wie sehr sich das Risiko für eine Thrombose erhöht, hängt von der Art des eingesetzten Hormons ab. Levonorgestrel- und ethinylestradiolhaltige Kombinationen tragen das geringste Risiko. Die Inhaltsstoffe stehen auf der Verpackung oder der Packungsbeilage.

Wie hoch ist das Risiko, innerhalb eines Jahres eine Thrombose zu erleiden? Anzahl von 10.000 Frauen: Ohne hormonale Verhütungsmittel / nicht schwanger etwa 2. Bei Levonogestrel, Norethisteron oder Norgestimat etwa 5-7. Etonogestrel oder Norelgestromin etwa 6-12. Dienogest etwa 8-11. Drospirenon, Gestoden oder Desogestrel etwa 9-12. Chlormadinon oder Nomegestrol noch nicht bekannt.

Klar ist: Die Liste der Nebenwirkungen ist häufig recht lang, doch die Wahrscheinlichkeit, dass genannte Symptome eintreten, ist extrem gering. Sie liegen meist unter einem Prozent.

Ich glaube aber, dass einzelne Risiken zu stark polarisiert dargestellt werden im Verhältnis zum tatsächlichen Risiko, das es mitbringt
Dr. Katrin Schaudig, Gynäkologin und Leitung Hormone Hamburg

Müssen Frauen damit leben, dass es diese Risiken und Nebenwirkungen gibt?

Ich glaube schon, dass wir da noch etwas an positiven Entwicklungen sehen werden in Zukunft.
Prof. Dr. med. Ludwig Kiesel, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, UKM

Am Ende bleibt die Pille ein Arzneimittel, welches wie jedes Medikament Nebenwirkungen mit sich bringt.

Frau hält Pillenpackung in der Hand und hält sich den Bauch

Wichtig ist daher:
Sich über den Nutzen und das individuelle Risiko der Einnahme bei Fachärztinnen und Fachärzten zu informieren und das persönliche Nutzen-Risiko-Verhältnis abzuwägen. Ein ausführliches Aufklärungsgespräch sollte in jedem Fall stattfinden.

Quellen:
Vereinte Nationen, Contraceptive Use by Method, 2019; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Verhütungsverhalten Erwachsener, 2018; pro familia; Techniker Krankenkasse; Bundesagentur für Arzneimittel und Medizinprodukte; Rote-Hand-Brief, 11.12.2018, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte; Bundeszentrale für politische Bildung; Vereinte Nationen; MTA Dialog; Enzyklika Humanae Vitae

Fotos:
ap; iStock/macniak; iStock/LaylaBird; iStock/Brian; iStock/Rattankun Thongun; Gettyimages/Evening Standard;
eigene Darstellung nach Vereinte Nationen, Contraceptive Use by Method, 2019; eigene Darstellung nach Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Verhütungsverhalten Erwachsener, 2018

Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski

Im Auftrag des ZDF:

Autorinnen:
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