„Man muss immer Respekt vor Feuer haben, aber nie Angst.“
Wie sich Feuerwehrleute im Kampf gegen Brände fühlen








Ich bin ständig bei großen Brandereignissen.
Auch jetzt gerade, wo ich diese Zeilen schreibe.
Kyle arbeitet seit 17 Jahren als Kettensägenspezialist einer Feuerwehreinheit in den USA. Mit seinem Team reist er durch die Staaten, um große Waldbrände zu bekämpfen.
Was ich an meinem Job am meisten mag, sind der Kameradschaftsgeist und die Reisen. Meistens geht es in den Westen des Landes, weil es da häufig brennt. Wir reisen ständig und lernen Orte kennen, die die meisten Menschen nie sehen werden. Man weiß nie so genau, wo es hingeht, dadurch wird es nie wirklich Routine.
Der Beruf ist fordernd: Einsätze von 16 Stunden, manchmal sogar 24 Stunden, sind keine Seltenheit. Da braucht es starke Nerven.
Wir setzen die Crew vor Beginn der Saison einigen mentalen und körperlichen Stresstests aus, um die Belastbarkeit zu testen. Wenn wir fertig sind, sind wir ein starkes, mental widerstandsfähiges Team, wo sich jeder auf jeden verlassen kann.
Der jahrelange Einsatz bei großen Waldbränden hat ihn geprägt.
Wir verbringen so viel Zeit damit, mit dem Verhalten von aktivem Feuer umzugehen und lernen so viel über das Feuer, da ist nicht mehr viel Raum für Emotionen.




Rachel, Feuerwehrfrau in Australien, sorgt sich um die Entwicklung der Brände in den letzten Jahren:

Jede Feuersaison scheint stärker und länger zu werden. Das Klima verändert sich, die Bevölkerung wächst und expandiert in die Wälder, unsere Landschaften verändern sich, was unsere gesamte Umwelt beeinflusst.
Die größten Brände, die Rachel in ihren zehn Jahren als Feuerwehrfrau erlebt hat, waren die Buschbrände in New South Wales 2019/2020.
Nichts ist vergleichbar mit der Saison, die gerade hinter uns liegt. Fokussiert zu bleiben und sich genug Schlaf und Nahrung zu gönnen, ist da das Beste was man tun kann. [...] Sich um sich selbst zu kümmern, ist unglaublich wichtig. Ich bin eine alleinerziehende Mutter mit zwei Töchtern, acht und drei Jahre alt. Sie für den Schichtdienst zu verlassen, ist hart. Zu wissen, dass sie sich Sorgen um dich machen, ist eine große Belastung für uns. Deshalb sind freie Tage Familientage!
Wie hält man eine solche Arbeit durch?
Ich versuche mich auf die Aufgaben zu konzentrieren, die mir zugeteilt wurden und mache einfach weiter. Sogar wenn du denkst: „Shit, das ist außer Kontrolle!“ Du nimmst es wahr, aber machst einfach weiter, denn die Menschen zählen auf uns. Die positive Arbeit, die wir leisten, ist es, was uns durchhalten lässt.






Auch in Deutschland kämpfen viele Menschen – häufig ehrenamtlich – gegen die zunehmenden Flammen in heißen Wetterphasen.

Die Belastungen sind im Allgemeinen für die Kameraden sehr hoch, nebenbei haben diese ja auch noch den Job, mit dem sie ihre Brötchen verdienen, dann die Sommerhitze und die Belastung durch Rauch, Staub und Hitze des Feuers, das sieht man den Leuten nach ein paar Stunden schon an.
Auf Dauer wird das System mit Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland nicht mehr überall funktionieren. Da sollte man schon über Hauptamtliche Kräfte nachdenken, aber das ist eine Kostenfrage und Geld hat keiner. Wir sind auch der Meinung, dass diese Lösung durch den Bund angegangen werden müsste und nicht das alles auf die Länder und vor allem Kommunen herunter delegiert wird.
Lutz ist seit 1985 bei der Freiwilligen Feuerwehr in Brandenburg. Neben den sowieso schon anstrengenden Löscharbeiten gibt es regelmäßig besondere Einsätze, die seine Arbeit noch erschweren – zum Beispiel auf ehemaligen Truppeneinsatzplätzen. Alte, selbstentzündende Munition macht jeden Einsatz zum Wagnis.
Sobald es ein paar Tage warm ist und die Waldbrandgefahrenstufen steigen, wächst auch die Gefahr, dass es wieder los geht, eben auf diesen Plätzen. Dann kommen auch wieder Erinnerungen an vergangene große Brände auf. [...] Man erinnert sich auch an das Flüchten vor dem Feuer – all das hat sich in den Köpfen der Kameradinnen und Kameraden festgebrannt und wird auch immer, wenn die Waldbrandsaison im Frühjahr losgeht, heiß diskutiert.
Für eine Zukunft mit mehr Bränden sieht Lutz noch großen Nachrüstungsbedarf:
Begünstigt durch niederschlagsarme Jahre und vielleicht auch durch den Klimawandel kann man sagen, dass die Waldbrandgrößen und die Anzahl von Vegetationsbränden mit jedem Jahr zunehmen. Das heißt aber auch, dass die vorhandene, recht gut aufgestellte Technik schneller verschleißt und auf Sicht auch nicht mehr ausreichend sein wird.

Fotos:
Kyle Miller Photography; Feuerwehr Jüterbog; Getty Images; dpa; ap; reuters
Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski
Im Auftrag des ZDF:
Autorin:
Ella Böhm
Redaktion:
Sophie Gülzow
Design:
Mischa Biekehör