Kann Europa im Wettbewerb der globalen Mächte mithalten?
USA, EU, Russland und China im Vergleich

Kann Europa im Wettbewerb der
globalen Mächte mithalten?
USA, EU, Russland und China im Vergleich

Mit Donald Trumps zweiter Amtszeit als US-Präsident steht die bisherige Weltordnung in Frage. Schon mehrmals zweifelte die Trump-Regierung die Nato-Beistandsverpflichtung an. Zudem setzt der US-Präsident Zölle als Druckmittel gegen die Nachbarländer Kanada und Mexiko sowie gegen die EU ein. Im Ukraine-Krieg zeigt Trump einen wechselhaften Kurs gegenüber Russland. Kann sich die Europäische Union in dieser veränderten Lage zwischen den USA, Russland und China behaupten?
Mit 17,1 Millionen km² ist Russland das größte Land der Welt. Die EU ist mit 4,3 Millionen km² am kleinsten im Vierer-Vergleich.
Mit 17,1 Millionen km² ist Russland das größte Land der Welt. Die EU ist mit 4,3 Millionen km² am kleinsten im Vierer-Vergleich.
In China leben 1,42 Milliarden Menschen. Die EU belegt mit 451 Millionen Platz zwei.
In China leben 1,42 Milliarden Menschen. Die EU belegt mit 451 Millionen Platz zwei.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegen die USA an der Weltspitze – gefolgt von der EU.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegen die USA an der Weltspitze – gefolgt von der EU.
Doch China verzeichnete in den letzten 20 Jahren ein enormes Wachstum.
Die chinesische Wirtschaft profitierte in den vergangenen Jahrzehnten auch von der eher liberal geprägten Globalisierung. Der freie Handel wurde gefördert.
In der Vergangenheit war die EU eine Verfechterin des Freihandels. Der Zugang zum europäischen Binnenmarkt setzte allerdings die Einhaltung von europäischen Standards etwa im Bereich des Daten-, Verbraucher- oder Umweltschutzes voraus.
Spätestens seit Xi Jinping 2013 chinesischer Präsident wurde, ist ein Wandel zu beobachten. Die Beziehung zwischen China und westlichen Staaten wurde angespannter, was zu restriktiven Maßnahmen auf beiden Seiten führte. Die Politik Donald Trumps verstärkt diese Entwicklung. Wirtschaftliche Instrumente wie Sanktionen oder Zölle dienen verstärkt als Druckmittel, um außenpolitische Ziele zu erreichen – die Strategie einer geoökonomischen Wirtschaftspolitik.
Jüngst beobachten wir einen Wandel in der internationalen Wirtschaftspolitik der EU. Vermehrt kommt es zum Einsatz geoökonomischer Instrumente. Das sind wirtschaftliche Instrumente, die der Erhaltung oder Stärkung der eigenen Macht im Verhältnis zu einem externen Akteur wie den USA dienen.
Den größten Militäretat haben die USA. Die EU-Staaten zusammengerechnet liegen auf Platz zwei.
Den größten Militäretat haben die USA. Die EU-Staaten zusammengerechnet liegen auf Platz zwei.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt steckt Russland das meiste Geld in sein Militär – die EU liegt knapp vor China auf Platz drei.
In Zukunft will die EU deutlich mehr in ihre Verteidigung investieren. Schon in den vergangenen Jahren sind die Militärausgaben der EU-Staaten gewachsen.
Geld ist das eine. Doch für eine gut funktionierende Verteidigungsstrategie sei auch eine einheitliche Struktur von Waffensystemen und Kommandos elementar, erklärt Marina Henke, Sicherheitsexpertin an der Hertie School. Henke sieht besonders in der Koordination eine große Abhängigkeit von den USA.
Die Generäle, die komplexe Leitungserfahrung haben, sind eigentlich alles US-Amerikaner. Das Gehirn der Nato ist – bis jetzt – amerikanisch.
Um Russland abzuschrecken, habe Europa nicht genug koordinierte Kapazitäten, so Henke. Das gelte auch, wenn das Militär des Vereinigten Königreichs noch dazu gezählt werde.

Auch wenn die europäischen Länder als Staatenbund gemeinsam auftreten können, hat die EU in vielen Bereichen Nachteile gegenüber Nationalstaaten.

Auch wenn die europäischen Länder als Staatenbund gemeinsam auftreten können, hat die EU in vielen Bereichen Nachteile gegenüber Nationalstaaten.
- Die EU besteht aus 27 verschiedenen Demokratien.
- Für manche Entscheidungen, zum Beispiel in der Steuer- oder Sicherheitspolitik, ist Einstimmigkeit aller Mitgliedstaaten nötig.
- Die Politik der EU ist daher oft langsamer.
Stark ist die EU hingegen in anderen Bereichen:
- In internationalen Organisationen – wie den Vereinten Nationen oder der Weltgesundheitsorganisation – hat Europa durch die Finanzierung und die Besetzung von Leitungsposten bedeutenden Einfluss.
- Die EU gibt durch Regelung von Datenschutz oder Umweltstandards Normen vor.
- Laut Henke hat die EU auch durch ihre starke Entwicklungshilfe Einfluss auf internationale Verhältnisse.
Im Vergleich zu USA, China und Russland ist die EU zwar wirtschaftlich und diplomatisch stark, hat aber gerade im Militärischen Nachholbedarf.
Europa war in den letzten Jahren sehr fokussiert darauf, eine Normativmacht zu sein – also Regeln vorzugeben und demokratische Werte zu vertreten. Doch jetzt hat die EU realisiert, dass diplomatischer Einfluss allein nicht vor Raketen und nuklearen Drohungen schützen kann.
Zu den Daten:
Daten für die EU teilweise als Summe der Mitgliedstaaten selbst berechnet. Daten für China ohne Hongkong, Macau und Taiwan. Landflächen inklusive Binnen- und Küstengewässer.
Datenquellen:
Food and Agriculture Organization of the United Nations; World Population Prospects 2024, United Nations; Weltbank; Military Expenditure Database, Sipri
Weitere Quellen:
Interview mit Prof. Sandra Eckert, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; Interview mit Prof. Marina Henke, Hertie School; ten Brink, Tobias (2021): Das chinesische Wirtschaftsmodell im Wandel. Bundeszentrale für politische Bildung; Europäische Union; Europäische Kommission
Redaktion:
Robert Meyer, Kathrin Wolff
Im Auftrag des ZDF:
Autorin:
Luisa Billmayer
Design:
Jens Albrecht