Corona-Medikamente

Was wird erforscht und wie können sie helfen?

Hunderte Wirkstoffe gegen Corona werden zurzeit erprobt. Manche werden ganz neu entwickelt. In anderen Fällen werden bereits bekannte Medikamente auf ihre Wirkung bei einer Covid-19-Erkrankung geprüft.

Zugelassen sind in Deutschland bisher nur zwei Medikamente: „Remdesivir“ und „Dexamethason“. Viele weitere werden im Rahmen klinischer Studien getestet.

Das Coronavirus schadet dem Körper auf verschiedene Weisen und die Symptome der Krankheit ändern sich im zeitlichen Verlauf. Also benötigen wir unterschiedliche Medikamente, um das Virus und die verschiedenen Symptome zu bekämpfen.

Vier Medikamentengruppen: antiviral, thrombosemittel, Immundämpfer, Lungenmedikamente

Anti-virale Medikamente:
Was sie können und wie sie wirken

Will man das Coronavirus bekämpfen, werden anti-viral wirksame Medikamente eingesetzt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • „Remdesivir“
  • „Bamlanivimab“
  • „Casirivimab/Imedvimab“.

Diese anti-viralen Medikamente helfen besonders gut in einem frühen Stadium einer Erkrankung.

coronavirus mit Spike-Rezeptoren gelangt über Atemwege in den Körper.
coronavirus mit Spike-Rezeptoren gelangt über Atemwege in den Körper.
Antikörper docken an Spike-Proteinen an und blockieren sie.
Coronavirus schleust Bauplan in menschliche Zelle ein.
Medikamentenwirkstoff ist als Bauteil des Virus getarnt und wird mitverbaut.

Coronaviren können über die Atemwege in unseren Körper eindringen. Dort vermehren sie sich.    

Dagegen können Antikörper verabreicht werden, etwa per Infusion. Diese können die Spike-Proteine des Coronavirus blockieren. Dadurch kann das Virus nicht an menschliche Zellen andocken.

Diese Antikörper-Medikamente verhindern somit, dass das Virus sich vermehren kann. Die Krankheitssymptome können dadurch abklingen.

Auf diesem Prinzip basieren etwa „Bamlanivimab“ und „Casirivimab/Imedvimab“. Diese Medikamente hat die Bundesregierung im Januar bestellt.

Das Paul-Ehrlich-Institut stuft sie als ungefährlich ein und in den USA gibt es für sie eine Notfallzulassung. Laut Bundesgesundheitsministerium werden die Medikamente in den kommenden Wochen verteilt und sollen dann „nach individueller Nutzen-Risiken-Abschätzung“ der Ärzt*innen verabreicht werden.

Wenn das Coronavirus zuvor nicht blockiert wurde, kapert es die menschliche Zelle. Es schleust dort seinen Bauplan ein und lässt dadurch neue Viren produzieren. Aber auch an dieser Stelle können anti-virale Medikamente entgegenwirken.

Hier setzt zum Beispiel das bereits zugelassene Medikament „Remdesivir“ an.

Der Wirkstoff des Medikaments ist als Bauteil des Virus „getarnt“ und wird in die menschliche Zelle geschleust. Wird er dort verbaut, stoppt die Virenproduktion. Als Folge nimmt die Virenlast im Körper ab.

Was tun bei schweren Symptomen?

Ist die Krankheit fortgeschritten, setzen Ärzt*innen stärker auf Medikamente, die Symptome behandeln: etwa corona-bedingte Blutgerinnsel. Hier kommen Herz-Kreislauf-Medikamente zum Einsatz.

Eine Lunge mit Blutgefäßen. An einer Gabelung der Gefäße sitzen Klumpen, die die Gefäße verstopfen.
Eine Lunge mit Blutgefäßen. An einer Gabelung der Gefäße sitzen Klumpen, die die Gefäße verstopfen.
Thrombosemedikamente lösen Verstopfung auf.
Thrombosemedikamente lösen Verstopfung auf.

Eine große Gefahr bei einer fortschreitenden Corona-Erkrankung sind Verklumpungen im Blut, die wichtige Gefäße verstopfen können – sie werden Thrombosen genannt. Passiert das beispielsweise in der Lunge, wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. 

Die Wirksamkeit bekannter Thrombose-Medikamente wird gerade in klinischen Studien geprüft. Sie sorgen etwa dafür, dass das Blut nicht so schnell gerinnt oder lösen die Thrombosen auf.

So wird zum Beispiel der Gerinnungshemmer „Enoxaparin“ bereits in der Corona-Behandlung eingesetzt. Für ihn gibt es eine allgemeine Zulassung bei Thrombosen.

Die „Acetylsalicylsäure“ wird bei stationär behandelten Patient*innen geprüft. Sie wirkt blutverdünnend und wird auch als Wirkstoff bei Aspirin eingesetzt.

Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper – was hilft?

Bei einem schweren Covid-19-Verlauf kann es passieren, dass die Immunabwehr überreagiert – und so zur lebensbedrohlichen Gefahr wird.

Der Körper produziert dabei einen Überschuss an Zytokinen, Botenstoffe der Immunabwehr. Das verursacht schwere Entzündungen und schadet auch gesunden Zellen – in der Lunge und anderen Organen.

Immunzellen schießen über. Sie produzieren viele Zytokine, die wiederum neue Immunzellen "herbeirufen".
Immunzellen schießen über. Sie produzieren viele Zytokine, die wiederum neue Immunzellen "herbeirufen".
Immundämpfer unterbinden Kommunikation der Immunzellen.

Falls es zu seiner solchen Überreaktion kommt, muss man das Immunsystem ausbremsen. Sogenannte Immundämpfer blockieren die Kommunikation der Botenstoffe (Zytokine).

Zu dieser Gruppe gehört zum Beispiel „Dexamethason“. Das Medikament ist in Deutschland für den Corona-Einsatz zugelassen.

„Solche Immunmodulatoren sind gedacht für ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium, in dem das Immunsystem mehr Schaden anrichtet als nutzt“, sagt Rolf Hömke vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA).

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, „Dexamethason“ erst dann zu verabreichen, wenn Patient*innen so krank sind, dass sie zusätzlich mit Sauerstoff versorgt werden müssen.

Was hilft, wenn die Lunge schwer geschädigt ist?

Als Folge eines schweren Verlaufs können Narben im Lungengewebe entstehen, die dazu führen, dass die Lunge nicht voll funktionstüchtig ist. Dadurch gerät die Sauerstoffversorgung in Gefahr.

Eine schwer beschädigte Lunge. Die Verletzungen im Lungengewebe sind nur behelfsmäßig geflickt. Narbengewebe entsteht.
Eine schwer beschädigte Lunge. Die Verletzungen im Lungengewebe sind nur behelfsmäßig geflickt. Narbengewebe entsteht.
Lungenmedikamente können bessere Heilung der Lunge anregen.

Mehrere Medikamente werden gegen solche und andere Lungenschäden erprobt.

Beispielsweise wird in einer Phase-3-Studie geprüft, ob der Wirkstoff „Nintedanib“ auch bei einer Vernarbung der Lunge helfen kann, die durch Corona ausgelöst wird.

Solche Lungen-Medikamente könnten etwa den Heilungsprozess verlangsamen und dafür sorgen, dass die Verletzungen im Lungengewebe richtig verheilen. Die Lunge bliebe funktionstüchtig.

„Eine Medikamentenkombination, mit der sich Covid-19-Patientinnen und Patienten binnen kurzer Zeit heilen lassen, ist vorstellbar, aber derzeit noch nicht in Sicht,“ sagt Rolf Hömke vom VFA.

In klinischen Studien zur Medikamentenforschung gibt es einige vielversprechende Kandidaten aus allen Medikamentengruppen.

Doch bis zur Entwicklung eines solchen Medikaments könnten Jahre vergehen.

Quellen:
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte; Bundesgesundheitsministerium; Paul-Ehrlich-Institut; Robert-Koch-Institut; Verband Forschender Arzneimittelhersteller

Redaktion:
Karsten Kaminski, Kevin Schubert

Im Auftrag des ZDF:

Autor:
Jonas Becker

Redaktion:
Christoph von Massow

Design:
Jens Albrecht, Lennart Nölle