Eine „Ausweitung der Tests“

Das empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als einer der sechs Schlüsselfaktoren im Kampf gegen das Virus.

Viele Reagenzgläser

Denn soziale Distanz und Ausgangsbeschränkungen allein reichen nicht, sagen Experten. Entscheidend ist das Auffinden und Isolieren von infizierten Personen, um die Verbreitung einzudämmen.

Mehr Tests gleich mehr Erfolg im Kampf gegen das Virus?

Teströhrchen für Corona-Tests

Einige Länder wie zum Beispiel Südkorea werden als „vorbildlich“ bezeichnet. Ihre hohen Testzahlen werden meist für eine erfolgreiche Eindämmung verantwortlich gemacht.

Einer Frau wird eine Rachenprobe entnommen.

Betrachtung von Test- und Infektionszahlen

Doch so einfach ist das nicht:
Der Ausbreitungsgrad ist laut Experten auch von anderen Faktoren abhängig.

Mann in Schutzkleidung untersucht Probe im Labor
Alle schauen jetzt auf diese Zahlen, vergleichen sie mit anderen Ländern. Das sind aber Momentaufnahmen und jedes Land funktioniert anders und befindet sich in einem anderen Stadium.
Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, 29.03.2020

1. Zeitliche Unterschiede

Manche Länder waren früher betroffen – zu einem Zeitpunkt als das Ausmaß noch nicht absehbar war und die Maßnahmen noch nicht so strikt ergriffen wurden.

2. Geographische Unterschiede

Einige Länder, z. B. Inselstaaten, haben vergleichsweise wenige Einreisepunkte, über die das Virus ins Land kommen konnte – andere dagegen mehr.

Umriss von Island und Deutschland. Eingezeichnet sind Einreisepunkte in die Länder, wie Flughäfen, Bahnhöfe, Grenzübergänge und Häfen

3. Populationsdichte

Bei Leben auf engem Raum ist eine Ausbreitung wahrscheinlicher als bei weitläufiger Besiedelung.

4. Kulturelle Unterschiede

In verschiedenen Ländern geht man mit Nähe und Distanz anders um. So seien laut Prof. Dr. Reddehase vom Institut für Virologie der Universitätsmedizin Mainz in Italien viele Generationen unter einem Dach nicht selten – in Deutschland gäbe es dafür viele Ein-Kind-Familien.

Großmutter kocht mit Enkelkind in einer Küche

5. Keine weltweiten Test-Standards

Die Anzahl der Tests variiert stark und auch wer getestet wird: In manchen Ländern wird nur bei Symptomen getestet, in anderen breiter. Das wirkt sich auf die Zahl der dokumentierten Fälle aus.

6. Fehlinterpretationen

Eine typische Fehlannahme: Wo die Infektionszahlen hoch sind, verläuft die Pandemie kritisch. Das ist nicht zwangsläufig richtig, denn: Wer mehr testet, findet potenziell auch mehr Erkrankte.

Corona-Test-Röhrchen

Warum ist das Testen trotzdem so wichtig?

Frau mit Mundschutz hält Teströhrchen.
Suchen ist der Anfang
von allem.
Dr. med. Jürgen Rissland, Institut für Virologie der Universitätsklinik des Saarlandes

Mehr Tests in Deutschland oder nicht?

Darüber wird aktuell diskutiert.

Mann wird von Person in Schutzanzug auf Corona getestet.

Die Bundesärztekammer hält deutlich mehr Corona-Tests als bisher für notwendig.
Stand: 31.03.2020

Die Kassenärztliche Berufsvereinigung fordert an den aktuellen Test-Regelungen festzuhalten und sie nicht auszuweiten.
Stand 25.03.2020

Der Berufsverband Deutscher Laborärzte erwartet Engpässe bei den Covid-19-Tests, wenn ihre Zahl weiter erhöht wird.
Stand: 26.03.2020

Wir haben in Deutschland sehr frühzeitig die Entwicklung des Virus erkannt.
Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit

Bisher wurden in Deutschland 918.460 Proben dokumentiert.
Davon wurden 64.906 (7,1 %) positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
Dokumentation seit Kalenderwoche 11; Stand: 01.04.2020

[...] Viel mehr ist da sicher nicht drin momentan. Aber wir reden zur Zeit ja nur über diese PCR-Tests [...].
Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, 31.03.2020

ZDFheute

Quellen:
Weltgesundheitsorganisation; Reuters; Deutsche Presse Agentur; Bundesärztekammer; Kassenärztliche Berufsvereinigung; Berufsverband Deutscher Laborärzte; Robert Koch-Institut; Institut für Virologie der Universitätsmedizin Mainz; Institut für Medizinische Biometrie; Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin Mainz; Institut für Virologie der Universitätsklinik des Saarlandes; Weltbank; Johns Hopkins University

Fotos:
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