Coronavirus: Risikoprofil Kind
Von der Infektionsgefahr bis zur Impfung
Die Inzidenz unter Kindern und Jugendlichen steigt derzeit stärker als unter Erwachsenen. Gerade mit der Delta-Variante hat sich die Ansteckungsgefahr für Kinder, aber auch für ungeimpfte Erwachsene, stark erhöht.
- Bei den meisten Kindern bricht die Krankheit gar nicht aus.
- Falls doch, dauern die Symptome im Schnitt sechs Tage.
- Je älter das Kind, desto länger dauern die Symptome an.
Kinder, besonders jüngere, haben eine extrem geringe Wahrscheinlichkeit von schweren Verläufen oder Spätfolgen. Das hat sich bisher auch für die Delta-Variante nicht geändert.
Wegen Delta müssen bisher auch nicht mehr Kinder ins Krankenhaus als bei früheren Varianten.
Wir sehen seit vergangenem Sommer eine konstante Hospitalisierungsrate bei Kindern und Jugendlichen, sowohl in Deutschland als auch in England oder in anderen Ländern, in denen entsprechende belastbare Daten vorliegen.
Warum verlaufen bei Kindern die Corona-Infektionen in der Regel asymptomatisch oder milder als bei Erwachsenen?
Das ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Es gibt bisher drei Erklärungsansätze:
Das Immunsystem von kleinen Kindern verfügt über eher unspezifische Antikörper. Diese bekämpfen alle möglichen Viren oder Bakterien und springen schneller gegen fremde Erreger an. Dies könnte eine stärkere Ausbreitung der Viren und somit eine symptomatische Infektion verhindern. Das Immunsystem von Erwachsenen ist im Laufe des Lebens erworben und viel spezialisierter.
Kinder haben häufiger Infektionskrankheiten, darunter auch welche mit harmlosen Coronaviren, die sie sich auch schon vor dem Ausbruch der Sars-CoV-2-Epidemie eingefangen haben könnten. Möglicherweise hat ihr Immunsystem daher Antikörper, die dann auch gegen Covid-19 aktiv werden.
Das Coronavirus dockt an spezielle Rezeptoren im Körper an und nutzt diese als Eingangspforte in die Zellen. Kinder haben weniger von diesen Rezeptoren, das Virus kann sich schlechter ausbreiten und infizierte Kinder erkranken weniger schwer.
Auffällig ist, dass über die Hälfte der behandelten Kinder unter drei Jahre alt ist. Mehr als ein Drittel sind sogar jünger als ein Jahr.
Eine mögliche Erklärung: Ihr Immunsystem ist noch völlig untrainiert und sie stecken sich meist durch den sehr engen Kontakt über die Eltern an. Außerdem ist man bei Säuglingen besonders vorsichtig und behält sie bei einer entdeckten Infektion vorsorglich im Krankenhaus.
Kinder können unter Spätfolgen einer Covid-19-Infektion leiden. In seltenen Fällen kann PIMS, eine starke Entzündungsreaktion im Körper, auftreten.
PIMS ist eine seltene, aber gefährliche Spätfolge einer häufig symptomlosen Covid-19-Infektion. Insgesamt gibt es bisher 408 registrierte PIMS-Fälle in Deutschland.
PIMS tritt meist mehrere Wochen nach einer Corona-Infektion auf und ist - rechtzeitig entdeckt - gut behandelbar. Der Grund scheint eine Überreaktion des Immunsystems zu sein.
Nach überstandener Covid-19-Erkrankung können Kinder auch an Langzeitfolgen leiden, dem so genannten Long Covid.
Zu den möglichen Symptomen zählen:
Long Covid ist bei Kindern wahrscheinlich deutlich seltener als bei Erwachsenen. Eine exakte Definition steht aus. Was wir herausfinden möchten: Hängen die Symptome mit der Corona-Infektion zusammen, liegen sie an der psychischen Belastung durch die Pandemie oder haben sie eine ganz andere Ursache? Es ist sehr komplex und nicht so einfach wie ein gebrochenes Bein zu diagnostizieren.
Kinder leider unter ähnlichen, meist harmlosen Nebenwirkungen wie Erwachsene:
Schwere Nebenwirkungen bei Kindern
Daten aus den USA zeigen, dass es in seltenen Fällen zu einer Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung kommen kann.
Insgesamt betreffen schwere Nebenwirkungen Jungen fast doppelt so häufig wie Mädchen.
Wann kommt ein Corona-Impfstoff für kleinere Kinder?
Biontech/Pfizer und Moderna testen zurzeit ihre Impfstoffe an Kindern ab 6 Monaten.
Biontech und Pfizer werden wohl die ersten Ergebnisse vorlegen. Für Kinder ab 5 Jahren rechnen die Unternehmen im September damit, für Kinder ab 2 “kurz danach”. Bei den Kleinkindern ab 6 Monaten wird es voraussichtlich Jahresende.
Die Zulassungsprüfung der Europäischen Arzneimittelagentur dauerte beim Impfstoff für Kinder ab 12 Jahren etwa vier Wochen. Ist das bei den Kleineren ähnlich, könnte es für Kinder ab 2 Jahren noch im Herbst einen Impfstoff geben, für Kinder ab 6 Monaten im Winter.
Wann kommt ein Corona-Impfstoff für kleinere Kinder?
Biontech/Pfizer und Moderna
testen zurzeit ihre Impfstoffe an Kindern ab 6 Monaten.
Biontech und Pfizer werden wohl die ersten Ergebnisse vorlegen. Für Kinder ab 5 Jahren rechnen die Unternehmen im September damit, für Kinder ab 2 “kurz danach”. Bei den Kleinkindern ab 6 Monaten wird es voraussichtlich Jahresende.
Die Zulassungsprüfung der Europäischen Arzneimittelagentur dauerte beim Impfstoff für Kinder ab 12 Jahren etwa vier Wochen. Ist das bei den Kleineren ähnlich, könnte es für Kinder ab 2 Jahren noch im Herbst einen Impfstoff geben, für Kinder ab 6 Monaten im Winter.
Quellen:
Prof. Johannes Hübner, Abteilungsleiter Infektiologie, LMU München; Prof. Markus Knuf, Chefarzt Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Worms; Prof. Bodo Plachter, Institutsdirektor Virologie, Unimedizin Mainz; Prof. Friedemann Weber, Virologe, Justus-Liebig-Universität Gießen; Dr. Jakob Armann, Kinderarzt, Uniklinik TU Dresden; Dr. Tanja Brunnert, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin; DGPI; Robert-Koch-Institut; Biontech; Verband Forschender Arzneimittelhersteller; Paul-Ehrlich-Institut;
Studien:
Deutsches Ärzteblatt 2021: Sars-CoV-2: Long Covid in der Pädiatrie
Medrxiv: Risk factors for hospitalization, disease severity and mortality in children and adolescents with COVID-19: Results from a nationwide German registry (Preprint)
Medrxiv: Pre-activated anti-viral innate immunity in the upper airways controls early Sars-CoV-2 infection in children
The Lancet: Illness duration and symptom profile in symptomatic UK school-aged children tested for Sars-CoV-2s.
Redaktion:
Jennifer Werner, Kathrin Wolff
Im Auftrag des ZDF:
Autorin:
Nadja Baran
Design:
Mischa Biekehör