Corona-Mutation
Was sie so gefährlich macht
In Deutschland wächst die Sorge, dass sich die Corona-Varianten aus Großbritannien (B.1.1.7) und Südafrika (501.V2) ausbreiten.
Denn bis die Impfungen einen deutlichen Effekt zeigen, wird es noch lange dauern. Gleichzeitig ist die Zahl der Neuinfektionen auf einem hohen Niveau. Durch die uns bekannten Mutationen des Virus steigt die Gefahr, dass noch mehr Menschen sterben.
Warum?
Die Mutanten sind wohl deutlich ansteckender.
Ein hypothetisches Rechenbeispiel des Epidemiologen Adam Kucharski zeigt, welche Folgen eine schnellere Verbreitung haben könnte:
Was ändert sich, wenn das Virus tödlicher wäre?
Das Rechenbeispiel verdeutlicht:
Je mehr Menschen sich anstecken, desto mehr könnten sterben.
Mutationen müssen in dieser Pandemie ständig beobachtet werden, denn ein Virus mutiert immer wieder.
Denn ein Virus will sich vermehren. Dazu braucht es jedoch fremde Zellen zur Hilfe, z. B. die eines Menschen.
Diese Erbinformation ist praktisch der Bauplan für das Virus. Er bestimmt, aus was das Virus genau besteht – und damit auch, wie es sich verhält.
Die Zelle wird zur „Kopierfabrik“ für das Virus.
Dabei treten immer wieder kleine „Kopierfehler“ auf. Werden die Viren dann nach falschem „Bauplan“ produziert, kommt es zu Mutationen. An Sars-CoV-2 wurden bereits über 12.000 Mutationen festgestellt. Die wenigsten gelten jedoch als besorgniserregend.
Starke Veränderungen machen es gefährlich
Entscheidend ist, ob eine Mutation auch die Eigenschaften eines Virus maßgeblich verändert, z. B.:
· wie gut es an Zellen andocken kann
· wie schnell es sich vermehrt
· welche Organe es befällt
Die Corona-Mutanten aus Südafrika und England stehen aktuell besonders im Fokus. Bei beiden Fällen ist das Virus an mehreren Stellen mutiert.
Forscherinnen und Forscher schauen genauer auf das Spike-Protein:
Mit Spike-Proteinen dockt das Virus an der menschlichen Zelle an.
Fachleute vermuten, dass das Virus es durch Veränderung an diesen Proteinen leichter hat, in die Zelle zu gelangen und es somit letztlich ansteckender ist.
Die Virus-Mutante B.1.1.7 wurde Ende 2020 in England entdeckt. Expertinnen und Experten sehen darin einen möglichen Grund für die steigenden Neuinfektionszahlen.
Mittlerweile hat die Mutante auch viele weitere Länder erreicht:
Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.
Auch in Deutschland ist die Corona-Mutante bereits angekommen. Noch sind nur Einzelfälle von B.1.1.7 bekannt. Doch auch hier könnte die Dunkelziffer hoch sein, da man in Deutschland beim Testen den „Bauplan“ des Virus vergleichsweise selten untersucht – anders als z. B. in England.
Expertinnen und Experten fordern, die sogenannte Sequenzierung auch bei uns häufiger durchzuführen.
Wenn die Ansteckungsgefahr größer wird, stehen wir vor neuen Herausforderungen. Deswegen fordern Fachleute jetzt noch härtere Kontaktbeschränkungen.
„Man muss sich immer wieder klar machen: Das Virus kann sich nicht selbst bewegen und es kann sich im Freien nicht selbst fortpflanzen. Es muss vom Menschen bewegt werden. Das heißt, wir sind diejenigen, die es spazieren tragen“, sagt die Virologin Ulrike Protzer.
Die gute Nachricht: Die marktreifen Impfstoffe schützen, laut Meinung vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auch vor den bisher bekannten Mutationen.
Quellen:
Assoc. Prof. Adam Kucharski, London School of Hygiene and Tropical Medicine; European Centre for Disease Prevention and Control; Imperial College London; Johns Hopkins University; Nature; Public Health England; Science; Prof. Ulrike Protzer, TU München; World Health Organization
Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski
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