Corona-Mutation

Was sie so gefährlich macht

In Deutschland wächst die Sorge, dass sich die Corona-Varianten aus Großbritannien (B.1.1.7) und Südafrika (501.V2) ausbreiten.
Denn bis die Impfungen einen deutlichen Effekt zeigen, wird es noch lange dauern. Gleichzeitig ist die Zahl der Neuinfektionen auf einem hohen Niveau. Durch die uns bekannten Mutationen des Virus steigt die Gefahr, dass noch mehr Menschen sterben.  

Warum?

Die Mutanten sind wohl deutlich ansteckender.
Ein hypothetisches Rechenbeispiel des Epidemiologen Adam Kucharski zeigt, welche Folgen eine schnellere Verbreitung haben könnte:

Ein Rechenbeispiel: drei Coronaviren im Vergleich. Das ansteckendere fordert mehr Todesopfer als das Virus mit der höheren Sterblichkeitsrate.
Ein nicht mutiertes Virus: Monatsanfang 100 Infizierte
Ein nicht mutiertes Virus: Monatsende 161 Infizierte, davon 1,3 Todesfälle
Ein mutiertes Virus, das tödlicher ist: Monatsanfang 100 Infizierte
Ein mutiertes Virus, das tödlicher ist: Monatsende 161 Infizierte, davon 1,9 Todesfälle
Ein mutiertes Virus, das ansteckender ist, aber nicht tödlicher: Monatsanfang 100 Infizierte
Ein mutiertes Virus, das ansteckender ist, aber nicht tödlicher: Monatsende 1223 Infizierte, davon 9.8 Todesfälle

Was ändert sich, wenn das Virus tödlicher wäre?

Das Rechenbeispiel verdeutlicht:
Je mehr Menschen sich anstecken, desto mehr könnten sterben.

Mutationen müssen in dieser Pandemie ständig beobachtet werden, denn ein Virus mutiert immer wieder.

Coronavirus dockt an menschlicher Zelle an
Virus schleust Erbinformationen in die Zelle ein.
Die Zelle kopiert die Erbinfos des Virus.
Wirtszelle hat RNA des Virus falsch kopiert.
Auf Grundlage der falschen Baupläne entstehen falsch gebaute Viren.

Denn ein Virus will sich vermehren. Dazu braucht es jedoch fremde Zellen zur Hilfe, z. B. die eines Menschen.

Diese Erbinformation ist praktisch der Bauplan für das Virus. Er bestimmt, aus ‎was das Virus genau besteht – und damit auch, wie es sich verhält.

Die Zelle wird zur „Kopierfabrik“ für das Virus.

Dabei treten immer wieder kleine „Kopierfehler“ auf. Werden die Viren dann nach falschem „Bauplan“ produziert, kommt es zu Mutationen. An Sars-CoV-2 wurden bereits über 12.000 Mutationen festgestellt. Die wenigsten gelten jedoch als besorgniserregend.

Starke Veränderungen machen es gefährlich

Entscheidend ist, ob eine Mutation auch die Eigenschaften eines Virus maßgeblich verändert, z. B.:

· wie gut es an Zellen andocken kann

· wie schnell es sich vermehrt

· welche Organe es befällt

Nahaufnahme eines schematisch dargestellten Coronavirus.
Nahaufnahme eines schematisch dargestellten Coronavirus. Die Zapfenproteine (Spikes) wurden durch eine Mutation verändert.

Die Corona-Mutanten aus Südafrika und England stehen aktuell besonders im Fokus. Bei beiden Fällen ist das Virus an mehreren Stellen mutiert.

Forscherinnen und Forscher schauen genauer auf das Spike-Protein:

Mit Spike-Proteinen dockt das Virus an der menschlichen Zelle an.

Fachleute vermuten, dass das Virus es durch Veränderung an diesen Proteinen leichter ‎hat, in die Zelle zu gelangen und es somit letztlich ansteckender ist.

auf einer Karte ist England markiert.
Eine Weltkarte die Länder zeigt, in denen B117 nachgewiesen wurde. Es sind über 50 Länder betroffen.
Deutschland ist auf einer Karte rot markiert.

Die Virus-Mutante B.1.1.7 wurde Ende 2020 in England entdeckt. Expertinnen und Experten sehen darin einen möglichen Grund für die steigenden Neuinfektionszahlen.

Mittlerweile hat die Mutante auch viele weitere Länder erreicht:

Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.

Auch in Deutschland ist die Corona-Mutante bereits angekommen. Noch sind nur Einzelfälle von B.1.1.7 bekannt. Doch auch hier könnte die Dunkelziffer hoch sein, da man in Deutschland beim Testen den „Bauplan“ des Virus vergleichsweise selten untersucht – anders als z. B. in England.

Expertinnen und Experten fordern, die sogenannte Sequenzierung auch bei uns häufiger durchzuführen.

Wenn die Ansteckungsgefahr größer wird, stehen wir vor neuen Herausforderungen. Deswegen fordern Fachleute jetzt noch härtere Kontaktbeschränkungen.

„Man muss sich immer wieder klar machen: Das Virus kann sich nicht selbst bewegen und es kann sich im Freien nicht selbst fortpflanzen. Es muss vom Menschen bewegt werden. Das heißt, wir sind diejenigen, die es spazieren tragen“, sagt die Virologin Ulrike Protzer.

Die gute Nachricht: Die marktreifen Impfstoffe schützen, laut Meinung vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auch vor den bisher bekannten Mutationen.

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Quellen:
Assoc. Prof. Adam Kucharski, London School of Hygiene and Tropical Medicine; European Centre for Disease Prevention and Control; Imperial College London; Johns Hopkins University; Nature; Public Health England; Science; Prof. Ulrike Protzer, TU München; World Health Organization

Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski

Im Auftrag des ZDF:

Autor:
Jonas Becker

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Christoph von Massow

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