Corona-Maßnahmen ohne Wirkung?
Die Kombination macht es aus, zeigt das Schweizer-Käse-Modell
Um die Verbreitung von Corona zu vermeiden, werden in Deutschland verschiedene Maßnahmen beschlossen und empfohlen.
Trotzdem stecken sich weiterhin viele Menschen an.
Folgendes Modell zeigt anhand von Käsescheiben, warum einzelne Maßnahmen Schwächen haben, aber das Zusammenspiel der Maßnahmen das Infektionsrisiko minimiert.
Das Schweizer-Käse-Modell
Jede Käsescheibe steht für eine Maßnahme. Diese sollen die Neuinfektionen verhindern.
Maßnahmen sind nicht perfekt
Das Schweizer-Käse-Modell besagt, dass jede Scheibe Käse Löcher hat. Das sind Imperfektionen.
Übertragen auf die Coronakrise stehen die Löcher im Käse für mögliche Schwächen, die mal größer und mal kleiner sein können.
Das kann an den Maßnahmen selbst liegen, oder die Durchführung ist falsch, so die Virologin Prof. Dr. Melanie Brinkmann.
Beides kann zu Neuinfektionen führen.
Mehrere Maßnahmen vermindern einzelne Schwachstellen
Wenn wir die [Maßnahmen] alle hintereinanderschalten,
können wir uns immer besser vor diesem Virus schützen.
Dadurch minimiert sich das Risiko, dass sich eine Person infiziert.
Werden jedoch einzelne Maßnahmen weggelassen, steigt das Infektionsrisiko wieder.
Das heißt: Die Kombination der Maßnahmen ist ausschlaggebend. Zusätzlich müssen die Schwächen in den einzelnen Maßnahmen aber auch verringert werden.
Was kann man tun?
1. Maßnahmen verbessern
Wir können uns auch dadurch schützen, dass wir Löcher verkleinern. Das Contact-Tracing (Kontaktnachverfolgung) zum Beispiel: Das müssen wir jetzt wieder in den Griff bekommen, aber wir müssen uns auch verbessern. Wir müssen da einfach schneller werden. Wir laufen ja immer hinterher.
2. Maßnahmen verschärfen
Um die Löcher zu verkleinern, können auch einzelne Maßnahmen verschärft werden. Das sagt Prof. Dr. Johannes Knobloch, Facharzt für Mikrobiologie am UKE in Hamburg. Die aktuell geltenden Kontaktbeschränkungen seien letztlich nur eine Verschärfung der schon lange geltenden Abstandsregeln.
Maßnahmen müssen ständig überprüft werden
Daher kann die Reaktion auf eine Pandemie nie starr sein.
Viele der Maßnahmen, die die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern beschlossen hat, finden sich im nationalen Pandemieplan. Zu Beginn der Corona-Krise wurde dieser angepasst und ergänzt. Der Plan definiert das grundsätzliche Vorgehen des Staates im Fall einer Pandemie und teilt die Pandemiebekämpfung in drei Phasen ein:
- Containment (Eindämmung)
- Protection (Schutz von z. B. Risikogruppen)
- Mitigation (Folgenminderung)
Jede dieser Phasen beinhaltet unterschiedliche Maßnahmen.
Der Übergang zwischen den Phasen ist fließend. So kommt es, dass auch in späteren Phasen Maßnahmen aus den früheren Phasen angewendet werden.
Die Lage erfordert also eine ständige Anpassung.
Quellen:
Reason J. Human Error. Cambridge: Cambridge Univ. Pr., 1990.; Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin; Prof. Dr. Melanie Brinkmann, Arbeitsgruppenleiterin des Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung; Prof. Dr. Johannes Knobloch, Facharzt für Mikrobiologie am UKE in Hamburg; Larouzee J. Good and bad reasons: The Swiss cheese model and its critics. Safety Science. Vol. 126. Juni 2020; Nationale Pandemieplan Teil 1 und
Teil 2
Redaktion:
Jennifer Werner, Robert Meyer
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Ella Böhm, Christoph von Massow
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