Lüften gegen Corona
Warum es so wichtig ist
In dieser Bar ist es angenehm warm, denn die Fenster sind zu. Musik läuft im Hintergrund, weshalb sich die Menschen lautstark unterhalten.
Dabei stoßen alle Aerosole aus, also kleine flüssige oder feste Partikel.
Die Gefahr: Wenn eine Person in diesem Raum mit Corona infiziert ist, hat sich nach nur wenigen Minuten bereits der gesamte Raum mit den Aerosolen der Person gefüllt.
Wie ansteckend das für alle ist, hängt davon ab
- wie viele Viren permanent durch die infizierte Person in den Raum gelangen
- wie viel Frischluft dem Raum zugeführt wird.
Die gute Nachricht: Lüften hilft!
Doch wie lüftet man richtig?
Die Barbesitzerin hat mehrere Möglichkeiten:
Querlüftung
Im besten Fall hat die Bar Fenster auf gegenüberliegenden Seiten des Raums. Werden diese weit geöffnet, kann ein guter Durchzug entstehen, der am effektivsten die Raumluft mit Frischluft von draußen vermischt.
Doch das funktioniert nur, wenn der Faktor Mensch mitspielt. Die Barangestellten müssen also daran denken, regelmäßig zu lüften.
Wie lang sollte gelüftet werden?
Das Mischverhältnis von Frischluft und verbrauchter Luft ist abhängig von:
- der Aktivität der infizierten Person
- der zugeführten Frischluftmenge
Je aktiver und lauter die infizierte Person ist, desto mehr Viren stößt sie aus:
- Atmen
- Sprechen
- Singen
- Schreien
Viele Faktoren spielen eine Rolle
Wie lang genau gelüftet werden soll, kann laut der TU Berlin wissenschaftlich nicht pauschal beantwortet werden.
Diese Faktoren sind ausschlaggebend:
- Temperaturdifferenz zwischen draußen und drinnen
- Windgeschwindigkeit und -richtung
- Öffnungsfläche des Fensters
Menschen haben aber häufig ein schlechtes Gefühl für „frische Luft“, so Prof. Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts der TU Berlin.
Sprich: Intuitiv lüften wir zu wenig.
Was hilft, um das besser einzuschätzen?
Expertinnen und Experten empfehlen ein CO2-Messgerät. Durch das bekommt die Barbesitzerin einen realistischen Eindruck darüber, wie gut der Raum belüftet ist.
Die Bar hat nur auf einer Seite Fenster?
Auch hier ist effektives Lüften möglich: Es dauert nur etwas länger, bis sich die Luft ausreichend vermischt hat.
Es ist wichtig, an regelmäßiges Stoßlüften zu denken.
Reicht es nicht, die Fenster zu kippen?
Fenster nur dauerhaft zu kippen ist kaum wirksam und unökologisch, da die Heizung dadurch meist konstant „dagegenhält“.
Plötzlich niest oder hustet jemand in der Bar!
Jetzt sollte man laut Umweltbundesamt direkt stoßlüften.
Gibt es Technik, die helfen kann?
Es könnte ein mobiler Luftreiniger aufgestellt werden. Solche Geräte filtern Aerosole aus der Raumluft – hilft das?
Nur bedingt, denn die Luftreiniger können das aktive Lüften nicht ersetzen. Sie können aber unterstützend eingesetzt werden.
Die Bar hat sogar eine Lüftungsanlage?
Wenn es sich um eine Lüftungsanlage mit hohem Frischluftanteil handelt, ist das ideal!
Der Vorteil: Virenbelastete Luft wird auch dann verdünnt, wenn die Menschen nicht daran denken, zu lüften.
Aber nicht alle Anlagen wirken hier gleich gut.
Es gibt drei Arten von Lüftungsanlagen:
Je höher der Frischluftanteil, desto besser.
Kann die Barbesitzerin den Anteil der Frischluft einstellen, sollte sie diesen voll aufdrehen.
Hat die Bar nur eine reine Umluftanlage, dann lässt diese die vorhandene Luft im Raum zirkulieren. Das kann schlimmstenfalls die Verbreitung der Viren fördern. Ein Filter in der Anlage kann virenbelastete Aerosole herausfiltern.
Wie schnell sich Aerosole in einem Raum verteilen, zeigt diese Story:
Corona-Risiko im Klassenzimmer
Quellen:
Prof. Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts, Umweltbundesamt, TU Berlin, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Redaktion:
Jennifer Werner,
Karsten Kaminski,
Lucas Eiler
Im Auftrag des ZDF:
Autorin:
Ella Böhm
Redaktion:
Sophie Gülzow
Design:
Jens Albrecht,
Josephine Gudakow