Corona-Impfung

Wann sind genügend Menschen geimpft?

100 Personen, einige sind infiziert
100 Personen, 60 Prozent sind geimpft
100 Personen, 60 % geimpft
Deutschlandkarte + Impfzentrum
Hessen, 30 Impfzentren
Bei 30 Impfzentren und 30.000 Impfungen pro Tag würde es ca. 8 Monate dauern, 60 % der Hessen zu impfen.
Deutschlandkarte + Impfzentren
Bei 20.400 Impfungen pro Tag, würde es ca. 7 Monate dauern, um 60 % der Berliner zu impfen.

„Einer für alle – alle für einen“ – so funktioniert Herdenimmunität durch Impfung.

Je mehr Menschen geimpft, also immun sind, desto weniger können sich mit Corona anstecken, da jede Infektionskette schnell wieder abbricht.

Infektionsketten: Eine Person steckt bis zu drei weitere an - bei den geimpften Personen stoppt die Kette.

Durch Herdenimmunität werden auch Personen geschützt, die sich noch nicht oder gar nicht impfen lassen können.

Wann ist eine Herdenimmunität erreicht?

Die Bundesregierung geht davon aus, dass rund 60 – 70 Prozent* der Bevölkerung immun sein müssten, um eine Herdenimmunität zu erreichen.

*In der folgenden Rechnung setzen wir den tieferen Wert von 60 Prozent an, da davon auszugehen ist, dass bereits ein gewisser Anteil der Bevölkerung durch eine durchgestandene Infektion immun ist. Hierbei ist aber auch noch nicht geklärt, wie lange die Immunität anhält.

Wie lang dauert das?

Bund und Länder bereiten sich darauf vor, bereits Ende des Jahres mit dem Impfen starten zu können.

Zunächst sollen die Menschen in Impfzentren geimpft werden, später dann erst von ihren Hausärzten.

Am Beispiel Hessen lässt sich zumindest grob überschlagen, wie lange es bis zur Herdenimmunität durch Impfen in Zentren dauert.

In Hessen soll es ca. 30 Impfzentren geben. In jedem dieser Zentren sollen pro Tag 1.000 Menschen geimpft werden – an sieben Tagen in der Woche.

Um hier eine Herdenimmunität zu erreichen, müssen knapp 3,8 Millionen Menschen geimpft werden.

Im August könnte das Bundesland dann theoretisch eine Herdenimmunität erreicht haben.

Um diese Mammutaufgabe zu stemmen, sollen in Hessen u. a. auch Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand gewonnen werden.

Darüber hinaus sollen auch mobile Impfteams losgeschickt werden, die z. B. in Pflegeeinrichtungen impfen.

Mobile Impfteams und Zentren wird es in allen Bundesländern geben. In Niedersachsen soll es z. B. rund 60 Impfzentren geben, in Thüringen 29, Nordrhein-Westfalen plant 53 Zentren.

Berlin geht mit sechs Impfzentren an den Start, in denen jedoch am Tag deutlich mehr Personen geimpft werden sollen.

Wie lange würde es hier bis zur Herdenimmunität dauern?

Hessen und Berlin veranschaulichen: Es wird dauern.

Die Zeitrechnung kann sich aber noch verändern, da die Impfstrategie sowie die dazugehörige Infrastruktur voraussichtlich in den kommenden Monaten noch angepasst wird.

Auf dem Weg zur Herdenimmunität liegen nämlich noch einige Hürden:

Die Hürden: Der Impfstoff, die Verfügbarkeit, die Verteilung, die Priorisierung und Impfbereitschaft

Der Impfstoff selbst

Wir wissen nicht, welcher Impfstoff wirklich wie wirkt. Und wir wissen noch nicht, wie lange die Immunität anhält.
Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister, CDU 23.11.2020

Entscheidend für eine mögliche Herdenimmunität ist u. a. die Frage, ob die Impfung die komplette Übertragung verhindert – das ist bislang unklar.

Außerdem ist noch offen, ob der Impfstoff z. B. auch allen Altersgruppen den gleichen Schutz bietet.

Ein weiterer wichtiger Faktor: Wie gut lässt sich der jeweilige Impfstoff überhaupt zu den Zentren transportieren?

Von der Produktion bis zur Injektion vergeht einige Zeit. Dabei muss der Impfstoff teils über weite Strecken transportiert und aufwendig gelagert werden.

Der Impfstoff von Biontech und Pfizer muss z. B. bei Temperaturen von minus 70° Celsius gelagert und transportiert werden. Der Impfstoff von AstraZeneca bei 2 - 8° Celsius.

Die Verfügbarkeit

Die gute Nachricht: Momentan laufen weltweit mehr als 200 Corona-Impfstoffentwicklungen.

Einige davon mit sehr vielversprechenden Ergebnissen:

Die Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer sowie der US-Biotechkonzern Moderna vermelden eine Schutzwirkung von rund 95 Prozent. Auch das Unternehmen AstraZeneca meldete eine Schutzwirkung von bis zu 90 Prozent, jedoch nur bei einer Dosierungsform.

Voraussichtlich wird der Impfstoff von Biontech und Pfizer zuerst zur Verfügung stehen, die Notfallzulassung in den USA ist bereits beantragt.

In Europa müssen Impfstoffe vor Zulassung durch die Arzneimittelbehörde EMA auf Wirksamkeit und Sicherheit geprüft werden. Bisher ist noch kein Impfstoff in Europa zugelassen.

Die Verteilung

Die EU-Kommission schließt derzeit im Auftrag der Mitgliedstaaten zentral Verträge mit verschiedenen Herstellern ab. Deutschland sichert sich auch selbstständig Impfdosen.

Wenn alle Hersteller ins Ziel kämen, […] kommen wir auf mehr als 300 Millionen Impfdosen für Deutschland. Auch bei zwei Dosen pro Impfung hätten wir dann genug für die eigene Bevölkerung und könnten mit anderen Ländern teilen.
Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister, CDU | 23.11.2020

Die Priorisierung

Klar ist: Sobald ein Impfstoff auf dem Markt ist, wird dieser zunächst nicht sofort für alle impfbereiten Menschen zur Verfügung stehen – deswegen hat die Ständige Impfkommission eine Priorisierung vorgeschlagen:

- Personen mit Risiko für schweren oder tödlichen Verlauf

- Kontaktpersonen von Risikopersonen

- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen

- Personen mit „Schlüsselstellungen“, wie z. B. Lehrkräfte

Der Rest der Bevölkerung wird also erst später geimpft.

Die Impfbereitschaft

Ein weiterer wichtiger Faktor: Lassen sich die Menschen überhaupt impfen?

Für eine Herdenimmunität werden aber mindestens 60 Prozent gebraucht. Eine Impfpflicht wird es nicht geben.

Die Hürden zeigen: Es wird Geduld gefragt sein.

Die Corona-Impfung wird uns aber wohl im Laufe der kommenden Monate schrittweise immer mehr Normalität zurückbringen.

Quellen:
Bundesgesundheitsministerium, reuters, dpa, afp, Biontech, Bundesregierung, Weltgesundheitsorganisation, Robert-Koch-Institut, AstraZeneca, Verband forschender Arzneimittelhersteller, Positionspapier der Ständigen Impfkommission, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Gesundheitsministerien in Niedersachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Berlin

Redaktion:
Jennifer Werner,
Lucas Eiler

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