So machen die Deutschen Urlaub in der Corona-Krise

Mit Bewegungsdaten lässt sich verfolgen,
wohin die Deutschen verreisen.
Dabei zeigt sich: In Krisenzeiten machen
wir Urlaub wie unsere Großeltern.

Ferienflieger bleiben am Boden

Die Italiensehnsucht der Deutschen ist sprichwörtlich. Weil viele Grenzen aber noch geschlossen sind, bleiben die Ferienflieger am Boden – und die Strände am Mittelmeer weitgehend leer.

Das zeigt ein Blick in den Himmel am
ersten Reisetag vor Pfingsten ...


... im Jahr 2019 ...

… und im Jahr 2020.

Zuhause ist es auch schön

Die Deutschen steigen in der Krise auf andere Verkehrsmittel um – vor allem auf das Auto.

Im Vergleich zu Pfingsten 2019 brach der Anteil des innerdeutschen Zugverkehrs an den gemessenen Bewegungen fast um die Hälfte ein, der Autoverkehr in Deutschland legte hingegen um rund sechs Prozentpunkte zu.

Das Stau-Level in den fünf größten Städten lag dabei immer noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Anders in Stuttgart: Dort standen dem Unternehmen TomTom zufolge Autofahrer in diesem Jahr häufiger im Stau als an Pfingsten 2019.

Welche Ziele sie innerhalb Deutschlands ansteuerten, zeigen anonymisierte Mobilfunkdaten der Firma Teralytics, die ZDFheute exklusiv ausgewertet hat.

Teralytics registrierte am ersten Reisetag vor Pfingsten insgesamt weniger Reisebewegungen als im Vorjahr – besonders in Städte mit großen Flughäfen und in die Grenzregionen zu Österreich und der Schweiz.

Es gab aber auch Ziele, die viel mehr Menschen ansteuerten als noch im Jahr 2019. Diese liegen fast ausschließlich im Nordosten Deutschlands. Die meisten Reisenden stammen aus den umliegenden Landkreisen sowie aus Hamburg und Berlin.

Welche Regionen an allen drei Pfingsttagen die
meisten Menschen anlockten, zeigt eine
interaktive Karte.

Über alle drei Tage verteilt legten auch weitere Ferienregionen zu, etwa der Harz, die Vulkaneifel und ein Landkreis im Fränkischen Seenland.

Ab Pfingstsonntag verzeichnete auch das Allgäu und der Bodensee mehr Einreisen als 2019 – obwohl es in diesem Jahr kaum Grenzverkehr ins benachbarte Österreich gab.

Nachfrage explodiert –
und auch die Preise steigen

Die neue Reiselust nach den Corona-Lockerungen spiegelt sich auch in den Buchungszahlen wider. Campingplätze sind vielerorts ebenfalls ausgebucht.

In der Tat stellen wir gerade einen regelrechten Run auf deutsche Ferienunterkünfte fest. Vor allem an Nord- und Ostsee sowie am Alpenrand.
Tobias Ragge, HRS-Geschäftsführer

Die Folge: Für Hotels und Ferienwohnungen in Deutschland müssen Urlauber tiefer in die Tasche greifen als noch im vergangenen Jahr.

Laut ZDF-Politbarometer plant die Mehrheit der Deutschen Urlaub im eigenen Land. 1967 war bislang das letzte Jahr, in dem die Deutschen innerhalb der BRD verreist waren. Jetzt erleben klassische deutsche Urlaubsregionen ein Comeback.

Besonders beliebt: Ferienhäuser. HRS-Chef Ragge vermutet, das könne hygienische Gründe haben. Auch in der ZDF-Community sind viele Menschen noch verunsichert.

Quellen:
Teralytics/Telefónica, HRS, TomTom, Flightradar24, Deutscher Tourismusverband, ZDF-Politbarometer, Landesverband der Campingwirtschaft in Baden-Württemberg, Facebook, Instagram

Fotos:
mauritius images, iStock.com

Autor:
Simon Haas

Redaktion:
Jennifer Werner
Karsten Kaminski

Im Auftrag des ZDF:

Redaktion:
Sophie Gülzow

Design:
Jens Albrecht
Annika Lensch