Früher war mehr Lametta

Kultur, wir vermissen dich!

Portrait von David Grohl.
Ich bin hungrig nach einem großen alten Teller mit verschwitztem, ohrenbetäubendem, lebendigem Live-Rock'n'Roll, so schnell wie möglich. Die Art, die dein Herz rasen lässt, deinen Körper bewegt und deine Seele mit Leidenschaft erregt.
Dave Grohl, Sänger „Foo Fighters“, 11.05.2020, Quelle: The Atlantic

So sieht Kultur in 2020 aus:

Festivals verschoben, Theater und Kinos geschlossen, Konzerte abgesagt

Darunter leiden Künstlerinnen und Künstler genauso wie die Gesellschaft:

Zitat von Dr. Martina Taubenberger, Kulturberaterin: "Kultur oder kultureller Ausdruck ist das, was uns als Individuen ausmacht und das ist das, was die Gesellschaft seelisch und psychologisch gesund hält."
Zitat von Olaf Zimmermann, Geschäftsführer, Deutscher Kulturrat: "Es wird immer sehr viel über das Geld gesprochen. Das ist natürlich auch wichtig und die Künstler müssen leben und die Kulturwirtschaft muss leben. Das ist alles wichtig, aber nicht der zentrale Punkt. Der wirklich zentrale Punkt ist, dass wir keine Kunst mehr machen können.“
Zitat von Kathrin Feldmann, Sängerin und Pianistin: "Wir haben jahrelang etwas aufgebaut, was uns sehr am Herzen liegt. Wenn wir das jetzt nicht mehr ausüben könnten oder dürften – ich glaube, erstens würden wir depressiv werden, zweitens wären wir ganz schnell am Existenzminimum oder könnten uns überhaupt nicht mehr über Wasser halten und das ist jetzt die Situation der Musiker."

Durch die weltweite Gesundheitskrise sind den Kulturschaffenden Grenzen gesetzt – zu hoch das Risiko, dass sich das Virus auf den Veranstaltungen ausbreitet.

Auch hier in Deutschland dürfen mindestens bis zum 31. August keine Großveranstaltungen stattfinden. Veranstaltungen darf es bis zu diesem Termin nur bis zu einer festgelegten Größe geben.

Einige Bundesländer haben individuell definiert, ab welcher Besucherzahl ein Event als Großveranstaltung zählt:

Deutschlandkarte. Eingezeichnet sind die Bundesländer mit individuell definierten Großveranstaltungen: Ab 1.000 Besuchern eingezeichnet sind: Berlin, Baden-Württemberg, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt. In Nordrhein-Westfalen wird von einer Großveranstaltung gesprochen, wenn: 100.000 Besucher insgesamt ODER 5.000 Zuschauer gleichzeitig und ein erhöhtes Gefährdungspotenzial zu erwarten sind.

Doch Not macht auch erfinderisch –

Viele Kulturschaffende finden andere Wege, ihre Kunst zu präsentieren:

Musiker auf einem Balkon.

Von Live-Streams direkt vom DJ-Pult, bei denen Zuschauer Künstler mit Spenden unterstützen können, …

DJ am DJ-Pult.

über virtuelle Besuche im Museum ...

Virtuelles Museum.

oder Kunst zum Mitmachen mit nachgestellten Kunstwerken …

Bilder der Getty Museums Challenge. Ein original Gemälde von Maria mit Jesus auf dem Arm wird von einer Frau nachgestellt. Sie trägt ein Handtuch auf dem Kopf und einen Hund auf dem Arm.
Das "We Can Do It"-Gemälde einer Frau wird von einem Mann nachgestellt. Er trägt das gleiche Outfit. Statt der Sprechblase "We can do it" sind andere Icons wie ein Nike-Icon und die Campbell's Soup Can von Warhol eingefügt.
Das Gemälde "Eine groteske alte Frau" ist von einer Dame nachgestellt worden. Sie trägt Brote vor der Brust und ein Kissen auf dem Kopf.

... bis zu Konzerten auf dem heimischen Balkon.

Die Kulturszene verlagert sich
gezwungenermaßen ins Digitale

Ein Laptop mit angeschlossenen Kopfhörern auf dem Tisch liegend.

Welt-Stars im Wohnzimmer: unter dem Motto „One World: Together at Home“ sammeln Größen der Musikszene Spenden für die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Über 127 Millionen US-Dollar sind hierbei zusammengekommen.

Global Citizen KOnzert online mit den Rolling Stones.
Lady Gaga sitzt vor einem Mikrofon als Teil des Global Citizen Konzerts.
Mein Herz ist sehr schwer und warm für diejenigen, die in der Notaufnahme arbeiten und auch für die Krankenschwestern, die im Auto schlafen, um sicherzugehen, dass sie ihre Familien und Patienten nicht anstecken. Was sie tun ist, sich selbst in Gefahr zu bringen, um der Welt zu helfen – und wir alle ziehen den Hut vor ihnen.
Lady Gaga, Sängerin, 06.04.2020, Quelle: Associated Press
Billie Eilish ist auf einem Monitor zu sehen.

Für die einen bedroht die derzeitige Situation ihre Existenz, die anderen nutzen ihre Popularität, um den „Helden der Krise“ zu helfen.

Eines haben Sie alle gemein:

Musik, Kunst und Kultur sind ihre Leidenschaft.

Eine Sängerin mit Mikrofon neben einem Gitarristen.
Gerade die freien, darstellenden Künste sind lokale, kommunale Künste. Auch die Musik und Malerei – Kunst findet immer vor Ort statt und sie lebt davon, dass Menschen zusammenkommen. Es geht darum, dass konkrete Gemeinschaften geschaffen werden über das gemeinsame Erleben von Kunst.
Dr. Jonathan Roth, Kulturanthropologe, Universität Mainz

In Deutschland haben sich die Kulturminister der Länder für leichte Lockerungen der Beschränkungen entschieden: Ab 28. Mai geht der Vorhang für die Kulturbetriebe unter Auflagen wieder auf.

Individuelle Hygiene- und Schutzkonzepte:

Die Lockerungen sind abhängig von der lokalen Infektionszahl.

Kulturelle Veranstaltungen sind für unser Leben von allergrößter Wichtigkeit. Das gilt auch für die Zeit der Corona-Pandemie.
Angela Merkel, Bundeskanzlerin, 09.05.2020

Quellen:
The Atlantic; Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Berlin; Staatsministerium Baden-Württemberg; Senatsverwaltung Hamburg; Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein; Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg Vorpommern; Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung; Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt; Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW; twitter.com/GettyMuseum; Associated Press; twitter.com/glblctznimpact; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Fotos:
iStock/dwphotos; dpa; epa; ap; Digitale Kunsthalle/ZDF Kultur; twitter.com/GettyMuseum; iStock/undefined undefined; iStock/DGLimages; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Autorin:
Jennifer Werner

Redaktion:
Karsten Kaminski

Im Auftrag des ZDF:
Autoren:
Sophie Gülzow, Marielle Klein, Patrick Lips

Design:
Mischa Biekehör