Brände in der Arktis

Warum es dort im Sommer immer heftiger brennt

In der russischen Arktis hat es in diesem Sommer so viel und so stark wie noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 2001 gebrannt.

Während es zuletzt in den Sommern 2015 bis 2017 relativ ruhig war, brachen 2019 und vor allem 2020 zahlreiche Feuer aus.

Mit die schlimmsten Tage erlebten die russischen Arktisgebiete zwischen dem 20. und 22. Juli 2020.

In größtenteils unbewohnten Gebieten breiteten sich die Feuer aus.

Die Rauchschwaden konnte man aus dem Weltall sehen.

Jeder rote Punkt auf den Karten steht für einen Brandherd, der an einem Tag mithilfe von Satellitenmessungen entdeckt wurde.

Ein Brand kann mehrere Brandherde haben. Deshalb ist diese Zahl nicht gleichzusetzen mit der tatsächlichen Zahl der Brände.

Warum brennt es in der Arktis?

Dass es in der Arktis im Sommer brennt, ist nicht ungewöhnlich. Meist werden die Brände durch Blitze oder durch Menschen ausgelöst.

Polarforscherinnen und Polarforscher führen die vermehrten Brände der letzten Monate auf die Erderwärmung zurück.

In einem der normal kältesten Orte der Welt, Werchojansk in Jakutien, wurden diesen Sommer 38 Grad Celsius erreicht – die höchste in der Arktis je gemessene Temperatur.

In der ganzen Region war es 2020 ungewöhnlich heiß.

Die Folge:

Die Böden und die darauf wachsenden Pflanzen trocknen aus und bieten Feuern neues Futter.

Die russischen Arktisgebiete sind im Norden von der Tundra durchzogen.

Weil dort relativ wenig wächst – vor allem Gras – ist die Tundra in der Regel nicht von Feuern betroffen. Doch 2020 hat es selbst dort gebrannt.

In der Arktis brennt in der Regel aber die Taiga – Nadelwälder mit einer Moos- und Torfschicht am Boden.

Der Permafrost ist bedroht

Normalerweise isolieren Lärchen und Moose in diesem Gebiet den Boden und schützen ihn vor Wärme.

Feuer brennen diese schützende Vegetations- und Torfschicht weg. Im darauffolgenden Sommer kann die Hitze fast ungehindert in den gefrorenen Boden eintauen.
Ingmar Nitze, Polarforscher am Alfred-Wegener-Institut

Das zerstört die Permafrostböden in der Region. In diesen Böden befindet sich viel alte, abgestorbene Biomasse. Taut der Permafrostboden auf, könnten große Mengen an Kohlenstoff, der in diesen Pflanzen gespeichert war, als Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen.

Schmilzt der Permafrost wegen der Feuer, bilden sich Tümpel und Seen, die das Auftauen noch mal beschleunigen.

Aus dem Weltall sieht man diese Seen schon deutlich. Die dunkelbraunen Stellen sind Flächen, die dieses Jahr verbrannt sind.

Wenn die Auftauprozesse einmal angefangen haben, dann sind sie nicht wieder so schnell umkehrbar. Das kann selbst durch ein paar kühlere Jahre nicht gestoppt werden.
Elisabeth Dietze, Polarforscherin am Alfred-Wegener-Institut

Es beginnt ein Teufelskreis:

Wärmeres Klima führt zu mehr Trockenheit und mehr Gewittern und Blitzen. Dadurch könnte es in der Arktis häufiger und länger brennen. Die Permafrostböden tauen weiter und verstärken wiederum den Treibhauseffekt.

Deshalb seien solche Feuer nicht nur für die Arktis ein Problem.

Das hat auch wieder globale Auswirkungen. Auch für uns.
Ingmar Nitze, Polarforscher am Alfred-Wegener-Institut

Klimamodelle zeigen, dass nur eine drastische Reduktion von Treibhausgasen helfen würde, damit die Situation in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nicht noch schlimmer wird. So können zum Beispiel die Tauprozesse in der Arktis verlangsamt und noch schlimmere Schäden am Permafrost verhindert werden.

Die Lösungen sind alle diskutiert und man muss sie jetzt einfach umsetzen. CO2 einsparen. Massiv.
Elisabeth Dietze, Polarforscherin am Alfred-Wegener-Institut

Quellen:
Dr. Elisabeth Dietze, Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung; Dr. Ingmar Nitze, Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung; Deutscher Wetterdienst; Nasa; Aparna Nathan, Harvard University

Karten:
U.S. Geological Survey ; WWF ; U.S. National Snow & Ice Data Center ; DIVA-GIS

Daten:
Fire Information for Resource Management System ; VIIRS/NOAA-20, Nasa ; VIIRS/Suomi NPP, Nasa ; MODIS/Terra, Nasa ; MODIS/Aqua, Nasa ; Nasa Worldview ; www.pogodaiklimat.ru

Fotos:
Sentinel Playground, Sinergise Ltd.; Julia Petrenko/AP; Emercom of Russia Press Service/EPA; dpa; iStock/zhaubasar

Autor:
Robert Meyer

Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski

Im Auftrag des ZDF:

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