Preis der Freiheit

Hongkongs Aufstand gegen China

Ich möchte, dass wir Demokratie und Frieden haben in Hongkong.
Anonym | Demonstrantin in Hongkong | November 2019

Der Konflikt

Seit Juni 2019 protestieren Millionen Menschen in Hongkong gegen den Einfluss Chinas. Auslöser für die Proteste war ein geplantes Auslieferungsgesetz.

In China herrscht jedoch ein ganz anderes Rechtssystem als in Hongkong. Die Gegner und Demonstranten fürchten, dass chinakritische Äußerungen so noch schärfer verfolgt werden können.

Die Meinungsfreiheit leidet. [...] Die Sorge ist, dass das in Zukunft schlimmer wird.
Alex | Hongkonger Bürger
Handlungen, die für die Unabhängigkeit Hongkongs eintreten [...], werden wir nicht tolerieren.
Carrie Lam | Regierungschefin Hongkong | 16.10.2019

Nach massiven Protesten wurde das Gesetzesvorhaben schließlich gestoppt. Aber den Demonstranten genügt das nicht. Sie wollen, dass alle ihre fünf Forderungen erfüllt werden.

Die Forderungen der Bewegung

Die Bewegung hatte der Hongkonger Regierung Anfang Juli ein Manifest mit
5 Forderungen übersandt.

  • Stopp des Auslieferungsgesetzes
  • Rücktritt der Regierung und freie Wahlen
  • Unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt
  • Proteste dürfen nicht „Krawalle“ genannt werden
  • Freilassung der bisher festgenommenen Demonstranten

Die Auswirkungen auf die Finanzmetropole

Es gibt auch harsche Kritik an der Protestbewegung und an der zunehmenden Gewalt in der zuvor so friedlichen Finanzmetropole. Die Geschäfte laufen schlecht und Touristen bleiben aus.

Das politische System Hongkong

Die Stadt Hongkong ist eine sogenannte Sonderverwaltungszone in China.

Hongkong darf bis 2047 ein eigenständiges liberales und kapitalistisches System bleiben, obwohl es politisch und geografisch zu China gehört.

ABER: Wählen kann man in Hongkong nur Kandidaten, die zuvor von chinesischer Seite abgesegnet wurden.

Der Konflikt spitzt sich zu

Im Moment sind die Aggressionen so stark, weil wir so starke Repressionen gegen Forderungen nach grundsätzlichen Menschenrechten gesehen haben.
Joshua Wong | Aktivist

Die chinesische Sicht auf Hongkong

Aus Peking reisen bereits Kampfsportler an, die chinesische Rechte und Werte in Hongkong verteidigen wollen.

Sobald sie Chaos stiften, bringen wir sie unter Kontrolle. Ich hebe meine eiserne Faust.
Dragon | Kampfsportler

Die Proteste gehen weiter

Doch immer wieder geraten Demonstranten und Polizei heftig aneinander. Tränengas wird eingesetzt, es fallen Schüsse und es gibt Schwerverletzte.

Mitte November halten Studenten und Schüler über Tage die Polytechnische Universität besetzt. Die schlimmste Schlacht, die Hongkong erlebt hat.

Die Frontliner

Ich möchte andere schützen, die nicht so mutig sind. Mit meinem Einsatz will ich ihnen Zeit verschaffen, sich zurückzuziehen und zu fliehen. Denn die Polizei will so viele von uns verhaften, wie sie kann. Ich will sie daran hindern.
Name unbekannt | sogenannter Frontliner

Mit unterschiedlichen Gesten kommunizieren die Demonstranten untereinander.

Die Polizei schirmt das Gelände tagelang weiträumig ab. Insgesamt werden über 1.000 Demonstranten festgenommen und müssen mit einer Anklage rechnen.

Ich habe das Gefühl, wir haben eine schwere Niederlage erlitten. Ganz ehrlich. Ich bin verzweifelt und hoffnungslos. Die meisten von uns fühlen wohl so. Mir ist klar geworden, wie schwach wir sind.
Francis King | Demonstrant

Friedlicher Protest

Anfang 2020 gehen noch einmal eine Million Menschen auf die Straße. Friedlich. Der Protest der Bürger hat sich verlagert. Vor allem chinesische Händler und Restaurants werden boykottiert.

Aktivistinnen gehen nur noch in Restaurants, die die Bewegung unterstützen. Eine App zeigt an: blaue Punkte stehen für Pro-China, gelbe für Pro-Demokratie.

ZDF-Korrespondent Ulf Röller gibt eine Einschätzung, wie es in Hongkong weitergehen kann:

Die Folgen des Coronavirus für Hongkong

Bereits Anfang Januar sind die ersten Coronavirus-Fälle aufgetreten. Aber mit restriktiven Regelungen wurde die Ausbreitung des Virus eingedämmt:

Während die Infektionen in China rasant stiegen, gab es in Hongkong bis zum 24. März nur 356 Infizierte. Vier Menschen starben.

Trotz der restriktiven Maßnahmen konnte das öffentliche Leben weitergehen. Es gab keine Ausgangssperre wie in vielen anderen Regionen Chinas.

Die finanziellen Folgen sind allerdings drastisch.

Nach monatelangen Protesten und der Abschottung aufgrund des Coronavirus liegen der Einzelhandel und der Tourismus am Boden.

Autor*innen:
Ulf Röller, Hanna Wangler, Alexander Glodzinski

Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski

Redaktion / Design
im Auftrag des ZDFs:
Sophie Gülzow, Jens Albrecht