Wie geht es uns im Homeoffice?

Das sind die Vor- und Nachteile

Ich finde die Idee klasse! Ich sehe mehr Vorteile als Nachteile...außerdem könnte man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen...weniger Autoverkehr inkl. Staubildung in den Großstädten, weniger Büros werden benötigt, somit kann mehr Wohnraum geschaffen werden!
Und jeder meiner im Homeoffice sitzenden Mitarbeiter freut sich, wenn die Normalität im Büro wieder los geht. Der Grund ist einfach. Im Büro pflegt man auch soziale Kontakte und das bleibt auf der Strecke. Darunter leidet auch die Produktivität. Deswegen sind wir alle glücklich, wenn das Homeoffice nur eine Notfalllösung bleibt.

Hoffnungsträger Homeoffice

Der Reiz des Homeoffice scheint für Menschen, die es gerne nutzen wollen, klar zu sein:

Warum würden Sie von zu Hause arbeiten? 74 % Vereinbarkeit Beruf und Familie   64 % Fahrzeit sparen   63 % Vereinbarkeit mit Freizeit  49 % mehr arbeiten können  36 % besser arbeiten können

Beruf und Privatleben: Vereinbarkeit versus Vermischung

Hände tippen auf Tastatur.

74 Prozent der Befragten – die sich wünschen, im Homeoffice zu arbeiten – hoffen dabei also auf eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Ob das der Fall ist, da sind sich Wissenschaftler uneinig.

Zum Beispiel frühe Kita-Schließzeiten sind durch die flexibleren Arbeitszeiten und den fehlenden Arbeitsweg leichter einzuhalten.

Foto von einem Kita-Flur.

Allerdings äußern viele von ihnen auch, dass Arbeit und Privatleben im Homeoffice stärker verschwimmen.

Anstatt die gewonnene Zeit für die Familie oder zur Erholung zu nutzen, arbeiten viele Menschen nämlich im Homeoffice auch länger und machen Überstunden.

Frau sitzt spät nachts am Schreibtisch.

Inwieweit das Homeoffice die Work-Life-Balance verbessert oder dieser eben auch schadet, scheint also von den jeweiligen Bedingungen abhängig zu sein.

Mann im Homeoffice vor Laptop mit Kind auf dem Schoß.

Produktivität versus Belastung

Menschen im Homeoffice sind produktiver – sie machen weniger Pausen und melden sich seltener krank – so die Ergebnisse einer Studie der Stanford Universität.

Fehltage der Beschäftigten: 11, 9 Tage im Büro, 7,7 Tage im Homeoffice

Doch trotz weniger Fehltage sind Menschen im Homeoffice nicht zwangsläufig gesünder. Viele melden sich einfach nur seltener krank. Zudem steigt die psychische Belastung bei vielen Menschen, die von zu Hause arbeiten.

Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen. Wer viel im Homeoffice arbeitet, leidet häufiger unter solchen Problemen als andere Beschäftigte.
Helmut Schröder, Mitherausgeber des AOK-Fehlzeiten-Reports
Beschäftigte im Homeoffice klagen über:  Erschöpfung 73 %  Wut & Verärgerung 70 % Arbeiten am Wochenende 34 %

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK: Fehlzeiten-Report 2019

Also, es ist eine klassische Doppelbelastung an der Stelle. Das heißt: Sie sind in Ihrem privaten Umfeld und müssen Ihrer Arbeit nachgehen.
Helmut Schröder, Wissenschaftliches Institut der AOK

Homeoffice für die Umwelt

Leere Straßen in Berlin, nur eine Radfahrerin ist unterwegs.

Würden mehr Menschen im Homeoffice arbeiten, würden weniger Pendler auf den deutschen Straßen unterwegs sein. Die Umwelt würde profitieren, denn weniger Pendler bedeuten auch weniger CO2-Ausstoß.

Eine Beispielrechnung des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft im Auftrag der FDP zeigt die Wirkung für Mensch und Umwelt gut:

Das könnte eingespart werden, wenn 10 % der Erwerbstätigen (3,03 Millionen) ein Tag in der Woche von zu Hause arbeiten würden: •	4.532.880.000 Kilometer Pendelstrecke •	133.320.000 Stunden Fahrzeit •	853.248.000 Kilogramm CO2

Räumliche Unabhängigkeit

Kreidezeichnung von Kindern auf Straße in Wohngebiet. Dort steht:"schnelleres Internet"

Auch eine freiere Wohnortwahl scheint durch die räumliche Unabhängigkeit gegeben zu sein.

Aber für funktionierendes Homeoffice braucht es auch funktionierendes Internet. Besonders ländliche Regionen sind gegenüber städtischen Regionen bei der Breitbandverfügbarkeit klar im Nachteil.

Breitbandverfügbarkeit in Deutschland (in % der Haushalte). Es wird ersichtlich, dass in allen Bandbreitenspektren die ländlichen Haushalte deutlich schlechter abschneiden, als die städtischen.

Homeoffice per Gesetz in Deutschland?

Ein Schreibtisch zu Hause.

Portrait von Hubertus Heil, Bundesarbeitsminister
Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können – auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist.
Quelle: Bild am Sonntag
Hubertus Heil, 26.4.2020 Bundesarbeitsminister, SPD

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will bis zum Herbst einen Gesetzesentwurf vorlegen, der ein Recht auf Homeoffice beinhaltet.

Das will die SPD aber nicht erst seit Corona einführen – bereits Anfang 2019 wollte Heil dazu einen Gesetzesvorschlag vorlegen.

Wem bringt ein Recht auf Homeoffice etwas?

Geteilte Ansicht: Ein Mann sitzt auf dem Sofa zuhause und telefoniert. Ein anderer arbeitet auf einer Baustelle.

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung von 2016 zeigte:

Nur zwei von fünf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern können von zu Hause arbeiten.

2 Menschen sitzen auf der Couch zu Hause, 3 zusammen in einem Büro.

Homeoffice ist und bleibt eine Möglichkeit, die nicht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer umsetzbar ist.

Ob sich Homeoffice positiv auf den Menschen auswirkt, muss individuell entschieden werden – für die Umwelt jedenfalls sind die Auswirkungen positiv.

Schreibtisch mit Utensilien darauf.

Quellen:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung; Bundesministerium für Arbeit und Soziales; Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung; Bild am Sonntag; Aktuelle Breitbandverfügbarkeit in Deutschland Mitte 2019, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Fotos:
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