„Wir schaffen das“
Die Geschichte einer syrischen Familie fünf Jahre danach
Hunderttausende fliehen 2015 aus Syrien nach Deutschland. Die Familie Alhasan ist eine von ihnen.
Die Flucht des Vaters beginnt schon 2014. Er kommt alleine in Deutschland an. Den Preis, den die Schlepper in der Türkei für die gesamte Familie verlangen, können die Alhasans nicht bezahlen. Seine Frau Hanadi und die Kinder kehren zunächst zurück nach Syrien, zurück in den Krieg.
Das Assad-Regime und seine Verbündeten belagern den Osten der Millionenstadt Aleppo, die Heimat der Alhasans. Sie bombardieren Wohngebiete aus der Luft. Oppositionsgruppen halten mit allem dagegen, was sie haben.
Hanadi ist hochschwanger, bringt Zwillinge zur Welt. Die Söhne sterben nach wenigen Wochen durch eine Bombenexplosion.
Hunderttausende fliehen 2015 aus Syrien nach Deutschland. Die Familie Alhasan ist eine von ihnen.
Die Flucht des Vaters beginnt schon 2014. Er kommt alleine in Deutschland an. Den Preis, den die Schlepper in der Türkei für die gesamte Familie verlangen, können die Alhasans nicht bezahlen. Seine Frau Hanadi und die Kinder kehren zunächst zurück nach Syrien, zurück in den Krieg.
Das Assad-Regime und seine Verbündeten belagern den Osten der Millionenstadt Aleppo, die Heimat der Alhasans. Sie bombardieren Wohngebiete aus der Luft. Oppositionsgruppen halten mit allem dagegen, was sie haben. Hanadi ist hochschwanger, bringt Zwillinge zur Welt. Die Söhne sterben nach wenigen Wochen durch eine Bombenexplosion.
Mit dem Geld, das Mustafa aus Deutschland schickt, fliehen Hanadi und die Töchter erneut. An der Grenze zur Türkei werden sie fast voneinander getrennt. „Die Kinder haben so geweint, so geschrien“, sagt Hanadi. Sie muss türkische Soldaten bestechen, um auf die andere Seite zu gelangen.
In der türkischen Stadt Izmir warten Hanadi und die Kinder im Hotel auf die Flucht nach Griechenland. Jeden Tag sagen die Schlepper: „Heute fahrt ihr.“
15 Tage passiert nichts. Dann geht es um vier Uhr nachts in einem kleinen, überfüllten Boot Richtung Griechenland.
Das Boot läuft bei der Überfahrt voll und droht zu sinken. Die griechische Küstenwache entdeckt die Flüchtlinge und holt sie an Bord. Aber die Menschen sind panisch. Im Chaos fällt Leen ins Wasser.
Eine gelbe Jacke rettet ihr in der Nacht das Leben: Zwei Männer entdecken sie in den Wellen und bringen sie an Bord.
Mustafa holt seine Familie in Griechenland ab. Im August 2015 ist sie das erste Mal seit einem Jahr wieder vereint.
Zusammen fliegen sie nach Deutschland.
Mustafa hat in seiner Zeit in Deutschland bereits Freundschaften geschlossen.
Seine Freunde haben ihm ein Haus organisiert und eingerichtet. An einem Nachmittag war das Haus komplett fertig.
Eine Willkommensgeste, die die Familie bis heute berührt. „Ich habe heute noch Kontakt zu allen“, sagt Hanadi.
Neue Heimat, neue Familien
Von Anfang an erhalten die Alhasans in Eutin Unterstützung. Die Familien um Annette und Jörg sowie Annalena, Diana und Didi sind Helfer, Ansprechpartner, Freunde und Familie.
Die syrische Familie feiert in Eutin zum ersten Mal Weihnachten, backt Kekse und entdeckt Raclette.
Heute sind die Alhasans und ihre deutschen Freunde wie eine große Familie.
Bis 2018 engagiert Hanadi sich ehrenamtlich. Sie lernt Deutsch, erklärt als interkulturelle Botschafterin anderen arabischen Frauen das deutsche Gesundheitssystem und organisiert mit Annette mehrere Yoga-Kurse für arabische Frauen. Ende 2018 beginnt sie dann eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten.
Ein Jahr geht die Ausbildung noch, dann hat sie einen Festvertrag in Aussicht.
Als seine Familie nach Deutschland kommt, arbeitet Mustafa noch in einem Restaurant. Er macht dort fast alles, ist Küchenhelfer, Hausmeister, Restaurator. Später wechselt Mustafa in ein Tiefbau-Unternehmen, heute arbeitet er im Zentrallager eines großen Discounters. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, aber „das ist kein Problem für mich“, sagt er, solange seine Familie glücklich sei.
Vor der Einschulung gehen Hanin, Leen und Sima in eine DaZ-Klasse – „Deutsch als Zweitsprache“. Noch im Winter 2015 kommen die Zwillinge, damals 7 Jahre alt, in die zweite Klasse. Sima, ein Jahr älter, geht direkt in die dritte Klasse.
Fünf Jahre später haben die drei viele Freunde, gute Noten – und Leen und Hanin sind Klassensprecherinnen.
Auch wenn die Alhasans in Deutschland eine zweite Heimat gefunden haben, vermissen sie Vieles an Syrien. Vor dem Krieg wohnen Mustafas Eltern in derselben Straße, das Haus steht immer offen. Das Leben findet nicht in Läden statt, sondern auf der Straße. Und an jeder Ecke trifft Mustafa Bekannte oder Freunde.
Das Zuckerfest, das Opferfest, Ramadan – die großen Feste versucht die Familie zwar auch in Deutschland zu feiern. Aber es fühlt sich anders an. In Syrien ist die Stimmung an diesen Tagen festlich, alle Läden sind geschlossen. In Deutschland müssen die Alhasans manchmal arbeiten.
Auch die Situation in Syrien belastet die Alhasans. Sie haben Freunde und Verwandte verloren und Freunde und Verwandte, die immer noch in Syrien leben. „Jedes Mal, wenn ich mit diesen Leuten rede, dann habe ich schlechte Laune und bin die ganze Zeit traurig“, sagt Hanadi.
Was die Alhasans noch
schaffen wollen
Fotos:
privat; Reuters; dpa
Autor:
Kevin Schubert
Redaktion:
Jennifer Werner, Karsten Kaminski
Im Auftrag des ZDF:
Redaktion:
Ella Böhm
Design:
Annika Lensch
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