Corona-Tests
Was zu falschen Testergebnissen führen kann
Grundsätzlich sind PCR-Tests zuverlässig. Doch Faktoren wie Zeitpunkt, Durchführung und seltene statistische Besonderheiten können zu falschen Test-Ergebnissen führen. Anhand der folgenden Szenarien erklären wir warum:
Szenario 1: Flughafen
Eine Familie kehrt aus dem Urlaub in einem Risikogebiet zurück.
Bei Ankunft in Deutschland machen sie einen Test am Flughafen. Sollte das Ergebnis negativ sein, müssen sie nicht 14 Tage in Quarantäne*.
*Stand 25.09.2020
Alle Tests sind negativ – obwohl sich der Vater tatsächlich am Tag vor der Abreise infiziert hat.
Ursache: Der Zeitpunkt
Wird ein Test zu früh im Infektionsverlauf durchgeführt, kann es fälschlicherweise zu einer negativen Diagnose kommen.
Grund dafür ist, dass die Virenlast im Rachen in den ersten Tagen nach der Infektion noch gering ist.
Laut Robert-Koch-Institut ist ein Test in den ersten Tagen nach einer möglichen Ansteckung noch nicht wirklich aussagekräftig.
Eine zweimalige bzw. zeitversetzte Testung (z. B. am Tag 5 bis 7 nach Exposition [also Tag der Infektion]) erhöht die Aussagekraft und reduziert das Restrisiko relevant.
Szenario 2: Private Feier
Bei einer Geburtstagsfeier befindet sich eine infizierte Person im Raum, die aber noch keine Symptome hat.
Am Tag darauf bekommt die Person Symptome und lässt sich testen. Das Ergebnis ist positiv, woraufhin sich auch alle anderen Partygäste testen lassen.
Alle sind infiziert, jedoch fallen nicht alle Tests positiv aus.
Ursache: Die Durchführung
Auch hier könnte der Test bei den Partygästen zu früh durchgeführt worden sein.
Tatsächlich war in diesem Szenario eine falsche Testdurchführung für die falsche Diagnose verantwortlich:
Die Viruslast im Rachen der Gäste ist noch sehr gering. In diesem Fall ist die richtige Entnahme der Probe besonders wichtig.
Ein falsches Ergebnis kann in manchen Fällen durch falsche Entnahme, Lagerung oder Transport entstehen.
Was falsch-negative Tests so gefährlich macht:
Falsch-negative Testergebnisse können Menschen in falscher Sicherheit wiegen. Im schlimmsten Fall stecken sie dadurch unbewusst Risikogruppen an.
Szenario 3: Ausbruch in Schulklasse
Eine Schule mit 110 Kindern muss in Quarantäne. Der Grund: Eines der Kinder wurde positiv getestet.
Alle Kinder – auch jene, die keinen Kontakt zum infizierten Kind hatten – werden getestet. Die Testergebnisse der anderen Kinder kommen fast alle richtig zurück. Elf Kinder bekommen ein positives Ergebnis, 99 ein negatives.
Doch eines der Kinder ist fälschlicherweise positiv getestet worden.
Ursache: Der Test selbst
Es ist äußerst selten, dass der Test selbst ein falsches Ergebnis verursacht. Kommt es jedoch vor, dann kann es an einer statistischen Besonderheit liegen.
Was man dafür wissen muss
Für die Aussagekraft eines Tests spielen folgende drei Faktoren eine Rolle:
Sensitivität
Das ist die Wahrscheinlichkeit, mit der Infizierte richtig-positiv getestet werden.
Je sensitiver ein Test also ist, desto mehr Infizierte werden auch richtig-positiv getestet.
Spezifität
Das ist die Wahrscheinlichkeit, mit der Nicht-Infizierte richtig-negativ getestet werden.
Je spezifischer ein Test ist, desto mehr gesunde Menschen werden auch richtig-negativ getestet.
Prävalenz
Sie sagt aus, wie verbreitet eine Infektion in einer Gesellschaft ist.
Die statistische Besonderheit ist: Je geringer die Verbreitung in der Gesellschaft bzw. der Testgruppe, desto wahrscheinlicher werden falsch-positive Ergebnisse.
Warum war also der Test in der Schule falsch-positiv?
Wäre nur im Klassenverband getestet worden, wären wohl alle Ergebnisse korrekt. Das liegt an der hohen Verbreitung (Prävalenz) in dem Raum.
Im Szenario wurde allerdings die gesamte Schule getestet (Massentest), unabhängig davon ob Kontakt zum Infizierten bestand. Dadurch ist die Prävalenz (Verbreitung) niedrig und die Wahrscheinlichkeit für ein falsch-positives Ergebnis somit höher.
Das liegt am Zusammenspiel von Spezifität (Genauigkeit der Negativ-Ergebnisse) und Prävalenz (Verbreitung).
Ein Rechenbeispiel:
Von den 110 Schülern wurden 100 gesunde Menschen getestet. Der Test hat eine Spezifität von 99 Prozent. Daher bekam eine gesunde Person ein falsch-positives Ergebnis.
Diese Art der statistisch falschen Ergebnisse ist laut Robert-Koch-Institut sehr selten.
Die Spezifität der PCR-Tests ist nämlich sehr hoch. Das Robert-Koch-Institut geht von mehr als 99,9 Prozent aus.
Um falsche Ergebnisse auszuschließen, verwenden viele Labore außerdem bei unsicheren Ergebnissen mehrere PCR-Tests verschiedener Firmen.
Zusammengefasst:
Die PCR-Tests sind grundsätzlich verlässlich, doch Faktoren wie Zeitpunkt der Testung, Durchführungsfehler oder statistische Faktoren können die Richtigkeit eines Corona-Tests beeinflussen.
Daher gilt:
Ein einzelnes negatives Testergebnis kann falsch sein. Deswegen sollte man die Bewertung einer Infektion nicht nur von einem Test abhängig machen, sondern auch immer im Kontext sehen:
Gleichzeitig sollte man selbst bei einem negativen Ergebnis nicht darauf schließen, dass man in nächster Zeit niemanden anstecken könne, sondern sollte weiterhin die Abstands- und Hygieneregeln einhalten.
Quellen:
Prof. Johannes K. Knobloch, Mikrobiologe und Krankenhaushygieniker, UKE Hamburg; Auswärtiges Amt; Bundesgesundheitsministerium; Robert-Koch-Institut; Clinical Chemistry and Laboratory Medicine; Covid-19-Patienten schon zweieinhalb Tage vor Symtombeginn infektiös, Pneumo News, 3/2020; Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien
Redaktion:
Jennifer Werner
Lucas Eiler
Im Auftrag des ZDF:
Autor und Autorinnen:
Sebastian Specht
Merle Upmann
Ella Böhm
Redaktion:
Sophie Gülzow
Design:
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