Corona-Tests

Warum es beim Ergebnis auf Zeitpunkt und Durchführung ankommt

Wegen deutlich steigender Infektionszahlen wird aktuell so viel getestet wie noch nie.

PCR-Tests gelten dabei als zuverlässigste Methode zum Nachweis einer Corona-Infektion, weshalb sie zur Bestätigung der Ergebnisse von Selbst- und Schnelltests herangezogen werden.

Doch Faktoren wie der Zeitpunkt, die Durchführung und seltene statistische Besonderheiten können zu falschen Ergebnissen führen.

Anhand folgender Szenarien erklären wir, warum:

Grafische Darstellung einer Party. Sechs Menschen sind zu sehen, davon ist einer mit Coronaviren markiert.
Grafische Darstellung einer Party. Sechs Menschen sind zu sehen, alle sind nun mit Coronaviren markiert. Alle haben nun ein positives Zeichen über sich - außer eine Person: Er hat ein negatives Zeichen über sich, obwohl er infiziert ist.

Szenario 1: Der Zeitpunkt

Bei einer Geburtstagsfeier haben sich alle Gäste im Vorfeld testen lassen. Auch wenn sie alle dreifach geimpft sind, möchten sie sich so wegen der ansteckenderen Omikron-Variante zusätzlich absichern.

Die Selbst- und Schnelltests aller Gäste sind negativ.
Eine Person hat sich drei Tage vor der Feier tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert, ihr Test fiel aber kurz vor der Party negativ aus.

Wird ein Test zu früh im Infektionsverlauf durchgeführt, kann es fälschlicherweise zu einem negativen Befund kommen.

Grafische Darstellung des Symtomverlaufs. Man sieht, dass die Viruslast am ersten Tag der Symtome am höchsten ist. Der PCR-Test schlägt erst einige Tage nach der Infektion richtig an.

Der Grund: In den ersten Tagen nach der Infektion ist die Virenlast im Rachen noch gering. Auch wenn PCR-Tests bereits einen Tag eher anschlagen, können sie ein falsches Ergebnis liefern.

Laut Robert-Koch-Institut ist ein Test in den ersten Tagen nach einer möglichen Ansteckung noch nicht wirklich aussagekräftig.

Eine zweimalige bzw. zeitversetzte Testung (z. B. am Tag 5 bis 7 nach Exposition [also Tag der Infektion]) erhöht die Aussagekraft und reduziert das Restrisiko relevant.
Robert-Koch-Institut | Stand 12.01.2022
Grafik einer Familie mit Mutter, Vater und Kind am Flughafen. Der Vater ist mit Coronaviren gekennzeichnet.
Grafik einer Familie mit Mutter, Vater und Kind am Flughafen. Der Vater ist mit Coronaviren gekennzeichnet. Über ihm erscheint ein negatives Zeichen.

Szenario 2: Die Durchführung

An der Geburtstagsfeier nimmt eine infizierte Person teil, die aber noch keine Symptome hat.

Am Tag nach der Party bekommt die Person Symptome und lässt einen PCR-Test durchführen. Das Ergebnis ist positiv, woraufhin sich alle anderen Partygäste in den kommenden Tagen erneut testen lassen.

Alle sind infiziert, jedoch fallen nicht alle Tests positiv aus.

In diesem Szenario ist eine falsche Testdurchführung für den falschen Befund verantwortlich: Die Viruslast in Nase und Rachen ist bei den Gästen noch gering. In diesem Fall ist die richtige Entnahme der Probe besonders wichtig.

Eine Grafik zeigt einen Querschnitt zweier Köpfe. Das Teststäbchen wird durch die Nase in den Rachen eingeführt. Bei einem Kopf sitzt das Stäbchen aber zu weit vorne, der markierte Rachenraum wird nicht erreicht. Beim anderen geht das Stäbchen weit genug in den Rachen.

Nasen-Rachen-Abstrich

Nasen-Rachen-Abstrich

Ein falsches Ergebnis kann in manchen Fällen durch falsche Entnahme, aber auch durch falsche Lagerung oder unsachgemäßen Transport entstehen.

Bei der Omikron-Variante ist die Viruslast im Rachen früher erkennbar. Deshalb können Abstriche in Nase und Rachen kombiniert werden. PCR-Tests, aber auch die meisten in Deutschland zugelassenen Antigentests, können laut Paul-Ehrlich-Institut die Variante nachweisen.

Was falsch-negative Tests so gefährlich macht:

Sie können Menschen in falscher Sicherheit wiegen. Im schlimmsten Fall stecken sie dadurch unbewusst andere an – auch Risikogruppen.

Szenario 3: Es liegt am Test selbst

Es ist äußerst selten, dass PCR-Tests selbst ein falsches Ergebnis verursachen. Kommt es jedoch vor, dann kann es an einer statistischen Besonderheit liegen.

Bei Selbst- oder Schnelltests kommt es relativ gesehen häufiger zu falschen Ergebnissen. Bei diesen Tests sollten nur Produkte mit besonders hoher Qualität eingesetzt werden.

Für die Aussagekraft eines Tests spielen Sensitivität, Spezifität und Prävalenz eine Rolle.

Was die Begriffe bedeuten:

Sensitivität

Das ist die Wahrscheinlichkeit, mit der Infizierte richtig-positiv getestet werden.

Je sensitiver ein Test also ist, desto mehr Infizierte werden auch richtig-positiv getestet.

Spezifität

Das ist die Wahrscheinlichkeit, mit der Nicht-Infizierte richtig-negativ getestet werden.

Je spezifischer ein Test ist, desto mehr gesunde Menschen werden auch richtig-negativ getestet.

Prävalenz

Sie sagt aus, wie verbreitet eine Infektion in einer Gesellschaft ist.

Die statistische Besonderheit ist: Je geringer die Verbreitung in der Gesellschaft bzw. der Testgruppe, desto wahrscheinlicher werden falsch-positive Ergebnisse.

Zusammengefasst:

Die PCR-Tests sind grundsätzlich verlässlich, doch Faktoren wie Zeitpunkt der Testung, Durchführungsfehler oder statistische Faktoren können die Richtigkeit eines Corona-Tests beeinflussen.

Um falsche Ergebnisse auszuschließen, verwenden viele Labore außerdem bei unsicheren Ergebnissen mehrere PCR-Tests verschiedener Firmen.

Alle 3 Personengruppen aus den Szenarien in einem Bild. An ihnen verorten sich die Icons: Icons für Zeitpunkt, Durchführung, Statistik

Daher gilt:

Ein einzelnes negatives Testergebnis kann falsch sein und stellt oft nur eine Momentaufnahme dar. Deswegen sollte man die Bewertung einer Infektion nicht nur von einem Test abhängig machen, sondern auch immer im Kontext sehen:

Eine Liste mit Icons: Habe ich Symptome? Komme ich gerade aus einem Risikogebiet? Hatte ich Kontakt mit einem Infizierten?

Gleichzeitig sollte man selbst bei einem negativen Ergebnis nicht darauf schließen, dass man in nächster Zeit niemanden anstecken könne. Corona-Maßnahmen sollten weiterhin eingehalten werden.

ZDFheute Logo.

Quellen:
Interview mit Prof. Johannes K. Knobloch, Mikrobiologe und Krankenhaushygieniker, UKE Hamburg; Robert-Koch-Institut; Crozier et al. (2021): Put to the test: use of rapid testing technologies for covid-19.); Clinical Chemistry and Laboratory Medicine; Paul-Ehrlich-Institut; Marais, G. et al. (2021): Saliva swabs are the preferred sample for Omicron detection.

Redaktion:
Jennifer Werner
Kevin Schubert

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