Corona-Cluster und Infektionsketten
Wie sie entstehen und was sie auslösen
Die Corona-Infektionszahlen steigen zum Beginn der kalten Jahreszeit wieder an. Cluster spielen hierbei eine entscheidende Rolle, wie dieses Szenario zeigt:
Eine Familienfeier im geschlossenen Raum. Es wird ausgiebig gefeiert. Was die Familienmitglieder zu dem Zeitpunkt nicht wissen: Vater und Tochter sind mit dem Coronavirus infiziert.
Da sich über den Abend hinweg eine Vielzahl der Familienmitglieder ansteckt, ist aus dieser Gruppe ein Corona-Cluster geworden.
Ein Cluster ist also eine ungewöhnlich große Anhäufung von Infektionsfällen, an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit.
Bei einem Cluster können auf einen Schlag mehrere Infektionsketten beginnen – was zu einer deutlichen Belastung der Gesundheitsämter führen kann.
Die Rolle der Cluster
Die Ermittlung von Clustern sollte laut Robert-Koch-Institut in der Eindämmungsstrategie sogar Vorrang vor Einzelfällen haben.
Problem: Mehrere Cluster können entstehen
Problematisch wird es, wenn eine infizierte Person eines Clusters auch Teil einer anderen Gruppe wird und dadurch ein neues Cluster entsteht.
Denn Clusterbildungen können im schlimmsten Fall zu einem raschen exponentiellen Wachstum der Infektionszahlen führen.
Sollte es zu Clustern kommen, ist die Kontaktverfolgung über Kontaktlisten und schnelles Handeln mittels Isolation und Quarantäne besonders wichtig.
Dadurch können die weiteren Infektionsketten schnell und umfänglich unterbrochen werden.
Diese Nachverfolgung ist bei Clustern laut Epidemiologen grundsätzlich gut möglich.
Allerdings zeigt die Praxis, dass die Arbeit der Gesundheitsämter erschwert wird. Kontaktbögen werden falsch ausgefüllt und auch die Corona-Warn-App wird nicht durchgehend genutzt.
Idealerweise – so die Empfehlung von Prof. Christian Drosten, Virologe der Charité Berlin – sollte man ein „Corona-Kontakt-Tagebuch“ führen.
Laut Virologen ist es sinnvoll, die Isolation (Quarantäne) von Infizierten zu beschleunigen. So kann der zeitliche Rahmen verringert werden, in dem weitere Personen angesteckt werden könnten.
Prof. Christian Drosten rät deswegen, solche Cluster als Einheit zu begreifen. Wenn also eine Person eines Clusters positiv getestet wurde, sei es sinnvoll, alle Personen dieses Kreises in Quarantäne zu schicken.
Auch räumliche und zeitliche Faktoren begünstigen Clusterbildungen und sollten daher vermieden werden:
Die schnelle Erkennung der Cluster und der dazugehörigen Kontaktpersonen ist laut Robert-Koch-Institut entscheidend, um die Pandemie einzudämmen.
Quellen:
dpa; Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit; CDC; RKI; Prof. André Karch, Leiter Klinische Epidemiologie, Universitätsklinikum Münster; Robert-Koch-Institut; Prof. Bodo Plachter, Epidemiologe der JGU Mainz; Robert-Koch-Institut; Bundesregierung; NDR-Podcast "Coronavirus-Update" (Folge 44), Prof. Christian Drosten, Virologe der Charité Berlin; Prof. Stephan Ludwig, Virologe am Universitätsklinikum Münster; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Redaktion:
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